Pittsburgh siegt im 40. Super Bowl 21:10 gegen Seattle
Der "Bus" feiert seine Endstation
Von Christian Hornung
Die Pittsburgh Steelers haben den 40. Super Bowl für sich entschieden. Beim 21:10 im großen Football-Finale gegen die Seattle Seahawks war Jerome Bettis der gefeierte Mann des Abends.
Jerome Bettis hat gut Lachen: Er hat endlich seinen Super-Bowl-Ring.
Es war eine Hollywood-reife Story, genauso, wie sie die Amerikaner lieben. Jerome Bettis hatte 13 Jahre lang als Running Back der Steelers die gegnerischen Abwehrreihen so unnachahmlich überrollt, dass sie ihn in der NFL nur den "Bus" nannten. Doch die große Karriere des beliebten Ballträgers hatte vor seinem letzten Auftritt einen entscheidenden Makel. Bettis, der sogar eine eigene Fernsehshow moderiert, hatte noch nie einen Titel gewonnen. Und solche Helden streichen die US-Sportfans sehr schnell aus ihrer Erinnerung. Bettis hatte also noch genau eine Chance, zur Football-Legende zu werden: Er musste dieses Endspiel, noch dazu in seiner Heimatstadt Detroit, gewinnen.
Gatorade-Dusche um 4.13 Uhr
Matt Hasselbeck von den Seattle Seahwaks warf ausgerechnet im Finale einen Fehlpass.
Um 4.13 deutscher Zeit stand der 33-Jährige mit Tränen der Freude in den Augen an der Seitenlinie und sah mit an, wie seine Teamkameraden ihrem Trainer Bill Cowher die obligatorische Gatorade-Dusche verpassten: Wenn das Fass mit der klebrigen Brühe ausgeschüttet wird, ist das Finale traditionell entschieden. Drei Sekunden Restspielzeit standen da noch auf der Uhr, zu wenig für die Seahawks - die große Steelers-Party konnte beginnen.
Roethlisberger schreibt Geschichte
Hasselbeck ging mit hängenden Schultern zu seinem Kontrahenten Ben Roethlisberger. Auch der hatte an diesem Abend, wie Jerome Bettis, Football-Geschichte geschrieben. Roethlisberger, der Pittsburgh-Quarterback mit schweizer Vorfahren, ist mit seinen 23 Jahren der jüngste Spieler auf dieser Position, der je ein Super-Bowl-Finale gewinnen konnte. Überragend hatte er nicht gespielt, zwei Fehlpässe geworfen und nicht einmal jeden zweiten Ball an den Mann gebracht. Doch das interessierte anschließend niemanden mehr. Hasselbeck hatte nur eine Interception zu verzeichnen - doch die war mit entscheidend für die Niederlage. Beim Stand von 10:14, als die Seahwaks gerade mit dem Touchdown von Jerramy Stevens eine furiose Aufholjagd gestartet hatte, unterlief Hasselbeck der folgenschwere Fehler. Ausgerechnet ihm, der in den gesamten Playoffs und in 155 Versuchen zuvor keinen Fehlpass zu verzeichnen hatte.
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Touchdown nach Videobeweis
Ben Roethlisberger durfte für sich in Anspruch nehmen, in den entscheidenden Momenten das Richtige getan zu haben. Beim Stand von 0:3 hatte er keine Anspielstation gefunden und war einfach selbst Richtung Endzone gesprungen - und nach einer langen Spielunterbrechung mit Videobeweis werteten die Schiedsrichter seinen Sprung bis kurz vor die Linie als Touchdown. Seattle war geschockt, zumal den Seahawks kurz zuvor noch ein Touchdown verweigert worden war, weil Darrell Jackson den Verteidiger vor dem Fang minimal zur Seite gedrückt hatte - eine sehr harte Entscheidung.
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Verdienter Erfolg
Am letztlich verdienten Erfolg der Steelers gab es allerdings spätestens nach dem Sensations-Spielzug zum 21:10 zehn Minuten vor dem Ende keinen Zweifel mehr. Schon das 14:3 von Willie Parker über die Superbowl-Rekorddistanz von 75 Yards war grandios, doch diese Aktion toppte alles: Quarterback Roethlisberger täuschte einen Pass an, doch das Ei wurde zweimal nach hinten weitergereicht und landete schließlich bei Antwaan Randle El, der eigentlich als Wide Receiver fürs Fangen zuständig ist. Er mimte nun ersatzweise den Quarterback und warf einen Traumpass auf Hines Ward, der den Trickspielzug mit dem Touchdown vollendete.
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"Baby" geht mit nach Hause
An der Seitenlinie jubelte Bill Cowher und sagte später: "Das hat mich stolz gemacht. Wir haben eine ganz spezielle Mannschaft und ein ganz spezielles Trainerteam. Ich bin so glücklich, dass wir dieses Baby jetzt mit nach Hause nehmen dürfen." Dabei reckte er die "Vince-Lombardi-Trophäe" in die Höhe und gab sie an Jerome Bettis weiter. Der weinte inzwischen hemmungslos, wie es sich für eine anständige amerikanische Happy-end-story gehört. Der "Bus" wusste: Er kann nun beruhigt die Endstation anlaufen.