Turanien in der Vor- und Frühgeschichte

  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Wirklich keine Fragen...?

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

    77
    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon

  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Sie beziehen sich jetzt konkret auf Königsberg und seine Priesterschaft oder allgemein auf den altturanischen Glauben?

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Nun, wie bereits angedeutet spielt der alte Kultort Königsberg auch im heutigen Christentum eine ganz bedeutende Rolle: Er ist Sitz des obersten Bischofs und Patriarchen der Turanisch-Katholischen Kirche, quasi eine Art Papst-Sitz im Kleinen. Das hat zwei Gründe. Zum einen natürlich die Tatsache, dass sich die frühen Missionare nach der Bekehrung der Priesterschaft von Königsberg quasi ins gemachte Nest setzten. Zum anderen, dass dann von Königsberg aus die Missionierung des gesamten Reichs von Turan ausging.
    Von den religiösen Inhalten der alten Kulte hat sich natürlich nicht viel erhalten. Bestenfalls im Aberglauben früherer Generationen oder in Volkssagen und Märchen. In der Übergangszeit vom Heiden- zum Christentum sah das ganz anders aus: Damals wurden Jesus und Himmelsgott Borgas oder der Erzengel Michael und Kriegsgott Widar wild durcheinander verehrt, vor allem von den einfachen Menschen.
    Wie Sie vielleicht wissen, ist der Erzengel Michael im christlichen Glauben der Führer des himmlischen Heeres und Vorkämpfer Gottes. Widar hatte in der altturanischen Religion fast genau die gleiche Rolle: Er war Kriegsgott, Führer des Totenheeres und Vorkämpfer der Menschen gegen dämonische Kräfte. Da ist es nicht verwunderlich, dass die beiden miteinander identifiziert wurden. Wenn Sie heute eine alte Michaelskapelle vor sich haben oder gar einen Michaelsberg mit Wallfahrtskirche, deutet das darauf hin, dass dort in heidnischer Zeit Widar verehrt wurde. Unsere Vorfahren haben quasi nur den Namen geändert...

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Das war unterschiedlich. Am Anfang hat sie die Assimilation in aller Regel geduldet. Ein Christ, der nebenher auch zu den alten Göttern betete, war wohl besser als ein Heide, der von Christus nichts wissen wollte. Erst später, im Hochmittelalter, ging man teilweise rigoros gegen die "abergläubischen Kulte" vor, die sich in den Dörfern noch gehalten hatten.

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Anfangs war die Missionierung der Heiden tatsächlich reine Überzeugungsarbeit. Entsprechend langwierig gestaltete sich die Christianisierung. Im Drachenfelser und im Turaner Reich blieben bis ins zehnte Jahrhundert weite Teil der einfachen Bevölkerung heidnisch. Im Reich von Heimgard – das im Gegensatz zu den beiden anderen Reichen deutlich "konservativer" gesinnt war – war zeitweise der Übertritt zum Christentum verboten. Einzelne Missionare, die die Turanisch-Katholische Kirche heute als Märtyrer verehrt, wurden sogar hingerichtet.
    Mitte des neunten Jahrhunderts war der Adel von Drachenfels mehrheitlich christlich. In Turan herrschte damals der heidnische, aber dem Christentum gegenüber tolerant eingestellte König Turiswind. Getauft waren dagegen die mächtigen und entfernt mit dem Königsgeschlecht verwandten Grafen der Targonischen Mark, einem Grenzgebiet des Turaner Reichs. Die Mark lag nördlich/nordöstlich von Aggersborg, also in direkter Nachbarschaft zu den arkonischen Gebieten, aus denen immer noch gelegentlich Kriegerscharen nach Westen strömten. Entsprechend gut gerüstet waren die Markgrafen.
    Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hatte König Turiswind bei der Eroberung des Drachenfelser Gebiets südlich des Altmassivs Rückschläge erlitten. In Turan galt er deshalb als schwach. Diese Schwäche nutzte der Markgraf von Targonia, Sigebant, stürzte und tötete den König. Dessen kleiner Sohn wurde zwangsgetauft und in ein Kloster gesteckt. Sigebant ließ sich daraufhin selbst zum König von Turan wählen, besetzte die Ämter am Hofe mit Christen. Der Patriarch und Erzbischof von Königsberg wurde faktisch zum "stillen Teilhaber" auf dem Thron. Christliche Mönche wurden in Turan angesiedelt, ein eigener Bischof ernannt, Kirchen gebaut. Auf diese Weise wurde das Turaner Reich binnen weniger Jahrzehnte in einen durch und durch christlichen Staat umgewandelt.
    Ein weiterer Schritt des neuen Königs Sigebant sollte sich ebenfalls als wegweisend herausstellen: Er vermählte sich nämlich mit der Tochter des Drachenfelser Königs Reidmar. Zwei Generationen später war das Reich von Drachenfels am Ende. Zwei Söhne Reidmars hatten sich einen jahrelangen Bürgerkrieg geliefert, der das Land ruinierte. Dann starb auch noch das Königsgeschlecht im Mannesstamm aus. Der Thronrat musste einen neuen König wählen – und bestimmte ausgerechnet Sigebants Enkel Siegfried, der ja der Urenkel des letzten großen Königs Reidmar war und der zudem den Bretwalda-Titel führte. Siegfried ließ sich nicht lange bitten und vereinte das Reich von Drachenfels mit seinem eigenen, dem Reich von Turan. Vom Patriarchen von Königsberg ließ er sich dann zum Kaiser salben. Im Jahr 911 war das. Es war die Geburtsstunde des christlichen, später als "heilig" bezeichneten Turanischen Kaiserreichs.
    Aber entschuldigen Sie, ich bin ein wenig von Ihrer Frage abgekommen. Sie wollten wissen, wie die Vertreibung des alten Glaubens vonstatten ging. Nun, zunächst wie gesagt durch Überzeugung. Dann durch staatlichen Druck. Im späten zehnten Jahrhundert kam militärische Gewalt hinzu: als nämlich Kaiser Guntram das nach wie vor heidnische Reich von Heimgard eroberte, sämtliche heidnischen Kultanlagen, die er finden konnte, zerstören ließ und die Bevölkerung zur Taufe zwang. Das war mit Sicherheit die dunkelste Episode der Christianisierung unseres Landes. Selbst die Ketzerprozesse des Mittelalters oder einzelne Pogrome gegen Anhänger des alten Glaubens, die es gegeben haben mag, waren damit nicht vergleichbar.

    Sigurd Thorwald
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    Vereinzelt kam es zu Gegenwehr, vor allem im Norden um Heimgard. Die christlichen Fürsten warfen aber alle Revolten sofort nieder.

    Sigurd Thorwald
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    Die Christianisierung des turanischen Festlandes – allerdings abzüglich Ostturaniens, das noch nicht zum Kaiserreich gehörte – war spätestens um das Jahr 1100 abgeschlossen. Der letzte heidnische Widerstand brach 1053 unter dem Schwert der Kaiserlichen zusammen. Danach war Ruhe. Rungholm als Standort des Michaelsklosters war bereits Jahrhunderte zuvor so gut wie komplett christianisiert. Seeland gilt ab etwa 850 als christlich.


    Wie ich sehe, sind Sie an diesem Kapitel der turanischen Geschichte besonders interessiert. Wenn Sie möchten, könnte ich eine Folgeveranstaltung "Das Turanische Kaiserreich" anbieten. Ich bin zwar – wie Sie wissen – Vor- und Frühgeschichtler, aber über die mittelalterliche Geschichte unseres Landes könnte ich Ihnen durchaus auch einiges erzählen. Wenn es Sie also interessiert, wie die Kaiser ihre Macht konsolidierten, was die Folgen der nordischen Kriege waren, wie Ostturanien und Neuturanien zum Kaiserreich kamen und welche Rolle der Turanische Orden dabei spielte, dann setze ich mich gerne mit der Leitung der Volkshochschule in Verbindung und regle alles, damit wir uns demnächst hier wiedersehen.
    Außerdem würde ich bei Interesse eine VHS-Exkursion zum Widhag bei Heimgard, dem größten heidnischen Kultbezirk unserer Vorfahren, anbieten. Was meinen Sie?

    Sigurd Thorwald
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    Julius Langbehn

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    Das hört man gern. An beiden Veranstaltungen?

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Gut, dann leite ich alles in die Wege.
    Ihnen allen danke ich recht herzlich für die Aufmerksamkeit und das Interesse und wünsche Ihnen alles Gute. Kommen Sie gut nach Hause und – bleiben Sie neugierig! :)

    Sigurd Thorwald
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    Ich danke Ihnen. Auf Wiedersehen!

    Sigurd Thorwald
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