Arkons und Narkons Erben – Die arkonisch-boruzzische Minderheit Turaniens

  • "Das klingt vertraut. "Den" Ladiner gibt es auch nicht in dieser Form. Vielvölkerstaat ist eine Bezeichnung, die auf uns ebenso zutrifft. Allerdings gibt es keinerlei Sezessionen."

  • Rein genetisch betrachtet gibt es "die Turanier" tatsächlich nicht, denke ich. Aber wie wir alle wissen, definiert sich die turanische Identität eh über die Sprache und nicht über die Abstammung.

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

  • Kommen wir nun zur Geschichte der Arkonier. Ich will dieses Kapitel ganz bewusst mit einer Frage einleiten, deren Inhalt und Antwort Sie vielleicht überraschen wird: Woher kommt der Name der Föderationshauptstadt Turan?

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

  • Aus dem Osten, ja? Das ist sehr interessant und war sogar mir neu. Meine Frage zielte allerdings mehr auf den Namen der Hauptstadt. Schauen Sie sich mal die Wortendung genau an...

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

  • Sie haben aufgepasst, sehr gut :D
    Ja, die Föderationshauptstadt hat einen Namen mit arkonischer Endung. Überrascht?

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

  • Könnte Zufall sein, ja.
    Tatsächlich gibt es bis heute zwei konkurrierende Theorien zur Herkunft des Ortsnamens Turan. Die eine geht davon aus, dass die Hauptstadt ihren Namen vom arkonischen Wort "Tóran" hat. Es bedeutet Ring oder Drehung und könnte auf den Ringwall von Alt-Turan hinweisen. Diese Herleitung war bis vor ein paar Jahren die favorisierte. Mittlerweile hat die Gegenthese aber aufgeholt. Diese besagt, dass der Name Turan, der im frühen Mittelalter bisweilen auch Duran oder sogar Duron lautete, vom altturanischen Wort "dur" stammt, das dauerhaft oder fest bedeutet. Demnach wäre Turan schlicht "die Festung".

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

    Einmal editiert, zuletzt von Órban Arkándor ()

  • "Das interessiert mich denn doch: Turan ist der auf den ephebischen Inseln gebräuchliche Name der Liebesgöttin, wohingegen Duron das gallische Wort für Festung ist."

  • Ich glaube, mit der Liebesgöttin hat der Namen eher weniger zu tun. Aber Ihr gallisches Wort ist natürlich sehr interessant.

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

  • "Ich darf sagen, dass ich hier einigermaßen verwirrt bin. Die arkonische und die gallische Sprache sind mit ziemlicher Sicherheit nicht miteinander verwandt. Haben wir es hier mit einem klanglichen Zufall zutun? Aber, dass ist ja nun nicht Kern des Vortrages. Erzählt mir mehr über Euer Volk, bitte."


    In Ladinien wird "geihrt" und geeucht", was das Zeug hält. Ausser in den bäuerlichen Kreisen - und den Kreisen des Hochadels, in denen selbst der Kaiser schlicht mit dem Vornamen angesprochen wird. 8)

  • Ich halte das in der Tat für einen reinen Zufall. Mir ist jedenfalls eine halbwegs fundierte Theorie, die das Arkonische vom Gallischen ableitet (oder umgekehrt), nicht bekannt. Das Gallische ist keine agglutinierende Sprache, nehme ich an?

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

  • "Das seht ihr richtig. Das Gallische ist mit dem Ladinischen verwandt, so wird die Endung "um" des Ladinischen durch "on" im Gallischen ersetzt. Gallisch ist, wie die anderen Sprachen des Reiches, nicht agglutinierend."

  • Dann schlage ich vor, wir widmen uns nun der Geschichte der arkonischen Volksgruppe. Dabei kommen wir an einem Mann nicht vorbei: Gáwan Rídor. Er war katholischer Pfarrer in einer Kleinstadt nördlich von Hermannstadt. Sein offizieller Name war übrigens Gerhart Ritter. So nannten ihn die Turanier. Sie müssen wissen: Rídor lebte im 18. Jahrhundert. Damals war die arkonische Kultur und Sprache fast vollständig erloschen.
    Im Jahr 1763 veröffentlichte der Pfarrer die "Arkonische Grammatik". Es war der Versuch, die aussterbende Sprache der Arkonier für die Nachwelt zu bewahren. Rídor trug damit aber ganz wesentlich zur kulturellen Wiedergeburt seines Volkes bei. Auf ihn geht die heute noch verwendete Schriftsprache der Arkonier zurück. Sein arkonischer Vorname bedeutet übrigens "Geschenk" und ist noch immer ein beliebter Name für Neugeborene.
    Rídor unterschied 1763 noch sechs grammatikalische Geschlechter: neben -or, -ut, -an und -a waren dies das männliche -ur und das neutrale -on. Wie ich bereits andeutete, wird -ur heute als bloße Nebenform von -or betrachtet. -on spielt praktisch nur noch in einigen alten Namen eine Rolle, etwa bei Árkon und Nárkon, den Namensgebern unserer Volksgruppe.
    Dies nur zur Überleitung zu Rídors zweitem Hauptwerk "Geschichte der Arkonier", das 1768 erschien. Der Pfarrer fasste darin Überlieferungen, Sagen und Märchen der arkonischen Volksgruppe zusammen und verband sie mit den damals bekannten historischen Tatsachen. Auch wir orientieren uns bei diesem Kurs stark an Rídor, dem die nachgeborenen Generationen aufgrund seiner Verdienste und Forschungen den Ehrentitel "Túkur Arkónyëz" verliehen. Das heißt: Vater der Arkonier.


    *hält kurz inne und atmet tief durch*


    Den Ursprung der arkonischen Volksgruppe führt die Sage auf Zwillingsbrüder zurück: auf die bereits erwähnten Árkon und Nárkon. Sie seien, so heißt es, eines Tages einfach dagewesen, beseelt vom großen Weltgeist. Ihr Ursprungsort sei Kap Arkona gewesen, wo sich im Mittelalter der höchste Tempel unseres Glaubens befand. Von hier aus ordneten Árkon und Nárkon die Welt, heißt es weiter. Nach einem langen und friedvollen Leben seien sie wieder mit der Weltseele eins geworden.
    Bis in historische Zeit saß im Tempel von Arkóna eine Art Priesterkönig, der sich direkt auf Árkon zurückführte. Auf Nárkon dagegen führte sich das politische Oberhaupt der Arkonier zurück, der sogenannte Bórut. Das Wort könnte man mit König übersetzen, das wäre aber inhaltlich nur eingeschränkt zutreffend. Ein König – und durchaus gleichberechtigt mit dem Bórut – war ja auch der Oberpriester von Arkóna.
    Damit sind wir wieder bei der eingangs gestellten Frage, weshalb die Turanier bis heute von den "Arkoniern und Boruzzen" sprechen. Arkonier – das ist klar: von Árkon. Boruzzen aber ist eben die abgeschliffene Form von "Borutii": die Leute des Bórut. Man nahm an, die beiden Könige seien Oberhäupter zweier verschiedener Stämme – und nicht etwa gemeinsame Herrscher eines Volkes.


    Gibt es bis hierher Fragen?

    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*

  • Bevor ich zum wohl berühmtesten Fürsten und König der Arkonier komme, zum sagenumwobenen Bórut Tábor, möchte ich noch einmal einige Sätze zu unserer Sprache verlieren. Und zwar zu der Form, die Gáwan Rídor ihr 1763 durch seine "Arkonische Grammatik" gegeben hat. Ich möchte das anhand des Verbs "salún" tun. Es bedeutet "grüßen". Wie am Beispiel "tukún" bereits angedeutet ist auch hier die Vergangenheitsform ganz regelmäßig "salút", Futur "salúr".


    Die Präsenzformen lauten wie folgt:
    ich grüße: salûn
    du grüßt: salûnt
    er/sie/es grüßt: salûnë
    wir grüßen: salûny
    ihr grüßt: salûnty
    sie grüßen: salûnyë


    Die Vergangenheitsformen lauten entsprechend:
    salût / salûtt / salûtë / salûty / salûtty / salûtyë


    Die Formen des Futur lauten:
    salûr / salûrt / salûrë / salûry / salûrty / salûryë


    "Ich grüße Euch" heißt: Salûn úntym. Es leitet sich direkt von den jeweiligen Präsenzformen ab. Lediglich ein -m wird nachgestellt, oder ein -em nach Konsonant. Die Laute y und ë gelten in diesem Fall als Vokale. Salûnë únëm heißt demnach "Er grüßt ihn", Salûnë únem dagegen "Er grüßt mich".
    Der Satz "Ich schenke Euch (Gerhard) Ritters Grammatik" würde sich so anhören: Gawûn úntym Grammátikut Rídorz. Wie Sie sehen, ist das Wort Grammatik direkt ins Arkonische übernommen worden, sogar mit der eigentlich falschen Betonung auf dem zweiten A anstelle dem I.


    Órban Arkándor
    Vorsitzender des Präsidiums des Zentralrats der Arkonier


    *Nebenidentität mit Minderheitenstatus*