"Anstöße": Der Turanisch-Evangelische Blog

  • In unregelmäßigen Abständen wird auf der Webseite der turanischen Landeskirche eine Art „Blog“ führender Kirchenköpfe gepflegt. Der erste Beitrag ist für „In wenigen Tagen“ angekündigt.

  • Ist auf der Internetseite der Konkurrenz unterwegs und liest sich die Ankündigung durch.

    Walter Ryra
    Stadtpfarrer von Turan
    Kaplan Seiner Heiligkeit


    Klerikale Neben-ID


  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,


    meine Tochter hat seit einiger Zeit einen Hamster. Ich weiß nicht ob Sie diese kleinen Tierchen kennen. Sie können, einfach weil sie sind wie sie sind, so viel Freude bereiten, nur dadurch dass man Ihnen zusieht.
    Leider ist der Hamster erkrankt. Aufgrund eines Schwachen Herzens muss das kleine Geschöpf sein restliches Leben lang täglich Medikamente nehmen. Das sind optimistisch geschätzt noch eineinhalb Jahre.


    Weil sie mit jemand anderem als mit ihren Eltern darüber reden wollte, trug sie einer Lehrerin die Geschichte vor. Und die sagte doch tatsächlich „Warum lasst ihr den Hamster nicht einschläfern und holt euch einen Neuen?“
    Ich wünsche der Person von Herzen alles Gute. Denn ganz unchristlich, sollte sie einmal erkranken, könnte mir der Kommentar rausrutschen „Warum lassen Sie sich nicht einschläfern und durch eine neue Lehrerin ersetzen?“


    Das mag jetzt sehr provokant klingen, aber es bringt zwei Fragen auf:
    Wie kann es- selbst in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft – sein, dass man ein Lebewesen, dass auf die Fürsorge des Menschen angewiesen ist, als Ding betrachtet, das getötet werden kann, wenn es nicht mehr tut was Mensch will?
    Ich denke an einen Vorfall der sich vor längerer Zeit ereignet hatte: Jemand bekam einen wunderschön gewachsenen Kaktus geschenkt. Einige Jahre später stand der in tiefstem Winter draußen und erfror. Begründung „Der wächst nicht so wie ich will, also lasse ich ihn kaputt gehen“


    Ist das damit gemeint, wenn man aus dem ersten Buch Mose zitiert „Mache Dir die Welt untertan“?Vor hundert Jahren hätte vermutlich jeder diese Frage mit „ja“ beantwortet. Dazu passt auch die Aussage einer Reisebegleiterin, mit der ich auf Pilgerreise war. Beim Anblick einer Rinderweide sprach sie von verschiedenen Möglichkeiten, Steaks zuzubereiten. Sie endete mit den Worten „Wozu ist so ein Viech denn sonst da, wenn nicht zum Essen?“


    Nun, wenn man „so ein Viech“ fragen könnte, hätte es sicher eine andere Meinung dazu. Aber verstehen Sie mich recht, liebe Leser, ich will nicht zum Vegetarismus aufrufen. Gegen ein gutes Hackstück habe auch ich nichts einzuwenden. Es ist aber dennoch oder auch gerade deswegen notwendig, verantwortungsvoll mit den Tieren und Pflanzen umzugehen, die in unserer Obhut stehen.


    Um das alles einmal zusammenzufassen: Wir Menschen haben rein faktisch Macht über Tiere und Pflanzen. Das bedeutet aber nicht dass wir das Recht haben, alles mit ihnen zu tun was wir wollen. Achtsam und Respektvoll, das sehe ich als den einzig möglichen Umgang mit der Schöpfung an. Gott hat nicht gesagt „Hau hier alles kurz und klein“. Immerhin sind wir Teil dieser Schöpfung und als solcher fällt alles, was wir unseren Mitgeschöpfen antun, über kurz oder lang auf uns zurück.
    Das gilt mit anderen Worten gesprochen übrigens auf für all jene, die an keinen Schöpfergott glauben. Viele Naturreligionen und Esoteriker, die wir Christen ja gerne mal als „Spinner“ abtun, sind diesbezüglich schon sehr nahe daran, diese Verantwortung zu übernehmen.


    Die Zweite Frage, die sich mir stellt ist: Wo sollen bei einer solchen Denkweise Grenzen gezogen werden? Darf man einer Maus eine Behandlung vorenthalten, weil sie eben „nur“ eine Maus ist, während ein Hund das volle Luxus-Programm bekommen darf? Ist ein kleines Tier weniger Wert als ein Großes? Nehmen Sie sich ruhig Zeit, darüber nachzudenken. Versuchen Sie sich dabei in die Lage des jeweiligen Tiers zu versetzen ohne es zu vermenschlichen. Sie werden feststellen, dass es Ihnen eine andere, eine umfassendere Sicht auf die Welt ermöglicht.


    Und noch eines zum Schluss: Wie lange dauert es bei einer Denkweise wie der oben geschiderten, bis die Grenze zum Menschen endgültig verschwindet? Sie ist schon am verwischen. Sie darf nicht endgültig fallen. Aber nur wer die Schöpfung als Ganzes sieht und sich selbst nicht als Schöpfer, sondenr als Teil des Ganzen, wird sie aufrecht halten können.


    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Woche


    Herzlichst


    Ihre Marianne Kesebrodt.

  • Hat von einem Beamter der Hofburg von dem neuen Blog gehört und ihn sich gleich angesehen. Ist von dem Inhalt und der Präsentation angenehm überrascht.

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

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    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon


  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,


    gestern beim Einkaufen stand vor mir an der Kasse ein älterer Herr, voll beladen mit Schnaps, Dosenbier und anderen Alkoholischen Getränken. Sein Körpergeruch war... sagen wir verbesserungswürdig. Ein wenig erschauderte ich innerlich und dachte bei mir, dass der Mann wenigstens seine Körperpflege nicht vernachlässigen sollte, wenn er sich schon das Hirn wegsäuft.


    Als ich am Abend mit meinem Mann bei einem gemütlichen Glas Wein saß, ist mir die Situation beim Einkaufen wieder eingefallen. Vermutlich war der Herr gerade im selben Moment auch mit Alkohol im Glas in seinem Wohnzimmer. So unterschiedlich ist die Situation gar nicht. Nur dass ich vielleicht einmal im Monat ein, höchstens zwei Gläschen trinke, der Mann vermutlich jeden Abend.


    Ich will gar nicht darüber spekulieren, an welchem Punkt seines Lebens etwas anders gelaufen ist an meinem. Aber kann ich seinen Alkoholkonsum verurteilen? Übersehe ich bei meinem Naserümpfen, dass der Mann vielleicht eine Krankheit hat und Hilfe braucht?


    „Richtet nicht, auf das ihr nicht gerichtet werdet“


    Als Christin gehört dieser Satz aus der Bergpredigt Jesu eigentlich zu meinen Maximen. Aber wie oft vergesse ich das? Und ärgere mich anderseits darüber wenn andere ein vorschnelles Urteil über mich fällen?


    Und zwangsläufig kommen meine Gedanken auf diejenigen, die von Berufs wegen richten. Diese Menschen sind theoretisch natürlich in ihrem Urteil an das geschriebene Gesetz gebunden. Es steht mir auch nicht an im Rahmen dieser Betrachtung zu beurteilen ob die Richter unseres Landes gerechte Urteile fällen. Es stimmt mich immerhin froh, dass das Oberste Gericht eher wenig zu tun hat.


    Ich denke aber, einem Berufsrichter geht es da nicht andersals einem Bischof: Im Alltag wird viel zu oft und viel zu schnell geurteilt. Das ist menschlich, und es wäre zu viel verlangt, zu glauben, dass dies jemals anders sein wird. Unser Gehirn macht den ganzen Tag nichts anderes, als in Sekundenschnelle Dinge ohne dass wir es merken, zu verarbeiten und zu bewerten. Wäre das nicht so, könnten wir gar nicht überleben.


    Aber ich greife einen Ratschlag vieler Psychologen auf, die sagen, vor dem Schlafengehen macht es Sinn, den Tag zu rekapitulieren, gegebenenfalls wichtige Dinge aufzuschreiben, um diese nicht mit in den Schlaf zunehmen. Ich möchte das ergänzen: Fragen Sie sich, wo Sie geurteilt haben ohne dass Sie wirklich alle Fakten kannten. Kleine Geschehnisse im Alltag, vielleicht ein Streit mit einem Kollegen oder ein Verkehrsteilnehmer, dessen Fahrstil Ihnen nicht gefallen hat. Überlegen Sie, wie es wäre, dieses Urteil im Nachhineinzu revidieren. Und gehen ohne Urteil schlafen.


    Falls ich dem Mann beim nächsten Einkauf wieder begegne, nehme ich mir vor, nicht darauf zu schauen was er wieder alles versäuft. Vielleicht,wenn es die Situation ergibt, komme ich ja mit ihm ins Gespräch und kann ihm zeigen dass ich ihn nicht verurteile. Ein ganz kleiner Schritt in Richtung würdevollem Umgang aller Menschen miteinander wäre damit schon getan.


    Herzlichst


    Ihre Marianne Kesebrodt.


  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,



    viele Gemeinden feiern in diesen Tagen das Erntedankfest. Weil sich das oft mit dem Gemeindefest verbindet, sind dann auch Kirchen prall gefüllt mit Menschen, die sonst nur noch wenige Gläubige zum „Alltagsgottesdienst“ beherbergen.
    Dabei geht es beim Erntedank trotz der prächtig mit Erntegaben geschmückten Altäre und Kirchenvorplätze um weitaus mehr als allein um den Dank an Gott für eine gute Ernte.


    Einer der diesjährigen Konfirmanden meiner Heimatgemeinde hat sich seine eigenen Gedanken gemacht und gesagt „Ich Danke Gott für Chickenwings und Nougatcreme“. Ja, auch das. Irgendjemand hat sich ja irgendwann diese Leckereien einfallen lassen, und wer das gerne isst, der ist abhängig von denen, die das herstellen.


    Und das trifft auch auf unsere Grundbedürfnisse zu: Brot, Wasser, all die grundlegenden Dinge ohne deren Vorhandensein an Nougatcreme nicht zu denken wäre, geschweige denn von den Dingen, die gerade in den Industrienationen das Leben bunt und vielfältig machen. Das stellen wir modernen Menschen ja alles nicht mehr selbst her. Wir lassen es und quasi mundgerecht zum Spottpreis liefern. Nehmen es als selbstverständlich hin, dass wir selbst sonntags unsere Lieblingsbrötchensorte früh morgens beim Bäcker kaufen können.


    Man muss kein Christ sein um sich zu fragen: Wissen wir eigentlich zu würdigen, was da an Arbeit dahinter steht? Vom Bäcker angefangen, der eben nicht ausschlafen kann. Und natürlich weitergedacht, die gesamte Herstellungskette bis zum Landwirt, der oft genug auch in unseren wohlhabenden Regionen nur einen bescheidenen Lohn für seine harte Arbeit erhält.


    Auch das ist Ernte-Dank.


    Aber auch anders herum. Der Landwirt, der Bäcker, sie sind darauf angewiesen, dass wir seine Produkte kaufen, sonst kann er trotzdem dass er weiß wie man Brot macht nicht überleben.


    Was ich an diesem recht einfachen Beispiel verdeutlichen will: Wir alle sind auf gewisse Weise voneinander Abhängig. Die Freiheit in unseren Wohlstandsländern äußert sich auch darin, dass wir es kaum merken, und dass wir entscheiden können, in welche Abhängigkeiten wir uns begeben.


    Sie erschrecken bei diesen Worten? Schauen Sie mal auf Ihren Bauch. Jeder Mensch trägt ein sichtbares Zeichen dafür, dass er bereits vor der Geburt abhängig war: Den Bauchnabel.


    Und da komme ich wieder auf das Thema Dankbarkeit: Unser Leben ist ein Geschenk. Dass es uns gibt, hat seinen Ursprung darin dass wir gewollt wurden. Auch so genannte „ungewollte Kinder“ betrifft das, denn die Mutter hat sich gegen eine Abtreibung entschieden. Auch dafür kann man dankbar sein.


    Aber so weit will ich bei meiner folgenden Anregung gar nicht gehen. Ich schlage Ihnen zum Wochenanfang vor, sich einen kleinen Zettel zu nehmen. So ein Mini-Post – it reicht unter Umständen. Überlegen Sie sich: Wem möchte ich einmal für etwas danken. Das kann etwas großes sein, aber auch etwas ganz kleines, vielleicht der Nachbar, der die Blumen gegossen hat während Sie im Urlaub waren. Und wenn Sie das aufgeschrieben haben, überlegen und entscheiden Sie ganz nach Ihrem Gutdünken, ob und wie Sie dieser Dankbarkeit Ausdruck verleihen möchten.


    Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Start in die neue Woche.


    Herzlichst


    Ihre Marianne Kesebrodt.



  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,



    immer mal wieder, wenn es in der Politik heiß her geht und auf den Kanzeln turanischer Kirchen die aktuellen Ereignisse kommentiert werden,hört man den Ausspruch „Die Kirche soll sich aus der Politik raushalten“. Und es wird gefordert, die Kirche solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.



    Was aber sind die eigenen Angelegenheiten der Kirche? Bibelabende, Singkreis, Wallfahrten?


    Ja, das gehört natürlich auch dazu. Glauben Leben jeder so wie es zu seinen Neigungen passt und wo er Gott findet. Aber das ist selbstverständlich nicht alles.



    Es kommt nicht von ungefähr, dass in der Vergangenheit immer wieder hochrangige Politiker meinten, die Bergpredigt tauge nichts für die „hohe Politik“.


    Grund genug, einmal genauer hinzuschauen, was dort geschrieben steht:



    Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.


    Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.



    Dazu ist zu sagen, dass „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ längst nicht so martialisch ist, wie wir es heutzutage meinen. Zu seiner Zeit war es ein gewaltiger Schritt, dass mit dieser klaren Regel eine Gewaltspirale durchbrochen wurde von Vergeltung und Gegenvergeltung. Hier wird im Alten Testament erstmals eine klare Regel festgelegt, bei deren konsequenter Anwendung nach Durchsetzung der Strafe faktisch alles vergolten und erledigt war.


    Wenn das nicht politisch ist. Aber nun kommt Jesus und hebelt das aus: Er sagt: Hört auf mit der Vergeltung, auch dann wenn eine Untat noch nicht gesühnt wurde! Und er geht noch weiter.


    Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.


    Schweres Liebesgeschütz, nicht wahr? Oder auf neuturanisch „Gutmenschentum“?


    Vor allem aber: Hochpolitisch: Man kann diese Worte nämlich durchaus, um dem Realismus seinen Raum zu gewähren, so formulieren:


    Konflikte lassen sich nicht mit Gewalt lösen.


    Nachgewiesener Maßen aber mit Gewaltfreiheit, wie es eine aktuelle Studie auch belegt: Gewaltfreie Revolutionen haben in den letzten 50 Jahren mehr verändert, als Konflikte, die im gleichen Zeitraum bewaffnet ausgetragen wurden


    Wenn das kein Argument gegen Waffengewalt ist. Und das zeigt auch, dass Jesus und als Vermittler der Botschaft eben die Kirchen aller Konfessionen politisch durchaus mitreden können und sollen.


    Wenn jeder Einzelne bei sich anfängt, darüber nachzudenken, wie seine ganz persönlichen Konflikte auf diese Weise zu lösen sind, und wenn jeder Einzelne dies dann im Umgang mit seinen Nächsten – denn der Nächste ist grundsätzlich JEDER – weiterträgt, geschieht Politik auch „von unten“.


    Liebe Leserinnen, liebe Leser, dies ist wohlbemerkt nur ein Beispiel von vielen. Es zeigt, dass damals wie heute Jesu Botschaft durchaus auch eine realpolitische Botschaft sein kann, ohne dass sich Staat und Religion untrennbar miteinander vermischen dürfen.


    Wir, also die katholische und die evangelische Kirche Turaniens, laden Sie dazu ein, hinzuhören, wenn sich Kirchenvertreter das nächste mal zum aktuellen politischen Geschehen etwas sagt.



    Herzlichst


    Johannes Anasthasius Kardinal Hartung, katholische Kirche


    Marianne Kesebrodt, evangelische Kirche

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,


    zum heutigen Tag der Föderation wünsche ich Ihnen, die sie Turanien als Heimat betrachten, alles Gute.
    Feiern Sie nach Ihren Neigungen, gerne auch ausgelassen.


    Vielleicht denken Sie aber auch an Freunde und Verwandte, die nicht feiern könnne, sei es aus beruflichen Gründen oder wegen Krankheit. Eine freundliche Nachricht, ein Anruf oder vielleicht ein kleines Mitbringsel von den Feierlichkeiten, was auch immer Ihnen passend scheint. Vielleicht auch verbunden mit der inneren Dankbarkeit, selbst feiern zu können.




    Herzlichst



    Ihre Marianne Kesebrodt.



  • Liebe Leserinnen,


    liebe Leser,



    In einem Werbespot, den eine internationale Schokoladenfabrik derzeit sendet, wird gefragt „Was wäre Weihnachten ohne Kinder“ und meint damit offensichtlich sich selbst. Über so etwas kann ich nur den Kopf schütteln. Und formuliere die Frage um: „Was wäre Weihnachten ohne DAS Kind?“.



    Aber keine Zeit in diesem Weihnachtsstress bei einem Gedanken zu verweilen. Schon hört man einen bekannten turanischen Comedian, der treffend formuliert:



    „Weihnachten ist ein Fest der Freude: Es herrscht nur ein Gedanke: „Geschanke, Geschanke“


    Denn es wär‘ kein Fest der Liebe, wenn jemand unbescheret bliebe“



    Das kann ich aus leidvoller Erfahrung bestätigen: Jedes Jahr einigt man sich darauf, sich gegenseitig nichts zu schenken. Und jedes Jahr herrscht Missmut, weil mache diese Verabredung einhalten, und andere nicht.



    Aber worum geht es WIRKLICH an Weihnachten? Für uns Christen ist das relativ einfach und kompliziert zugleich: Das Geschenk Gottes, der sich in Form eines Kindes zu den Menschen begibt, zunächst auf die Liebe der Eltern angewiesen wie jedes andere Menschenkind auch. Daran sollen auch die Weihnachtsgeschenke und die Familienfeiern erinnern.



    Dass nun gerade ich als Bischöfin an Weihnachten kaum eine Stunde mit meiner Familie verbringe, weil ich ab mittags verschiedenen Kindergottesdiensten, Christvespern und schließlich der großen Feier, die bis Mitternacht dauert, beiwohne und leite, klingt geradezu ironisch. Und so mag es jenen gehen, die schon ab dem 23. Dezember in der Küche stehen und kaum eine freie Minute haben, damit nur ja alles zur Bescherung bereit ist. Ein unbezahlbares Geschenk einer Mutter, manchmal auch eines Vaters, an die Familie. Auch in nichtchristlichen Familien wird dieses hohe Gut sehr gewürdigt.



    Aber ein friedliches Weihnachtsfest hat nur dann einen tieferen Sinn, wenn der Weihnachtsfriede nach dem 27. Dezember noch anhält. Dass man nicht sagt „Weihnachten ist vorbei, jetzt können wir uns weiterzanken“.


    Nutzen Sie die Besinnungszeit, bei sich selbst Einkehr zu halten. Wo könnte ich jemandem ohne Vorbedingung verzeihen? Ich habe da noch jedes Jahr etwas gefunden, mal Größeres, mal Kleineres.Schenken Sie sich selbst eines der schönsten Geschenke die Menschen haben: Die Fähigkeit, zu vergeben.



    Wo auch immer Sie Weihnachten feiern, egal in welcher Form, ich wünsche Ihnen, dass Sie es gesund, friedlich und nachhaltig verbringen können.



    Herzlichst


    Ihre Marianne Kesebrodt.

  • liest den Artikel brummt zustimmend und murmelt ein Amen

    Politikerin

    Gesetzessprecherin (Lögmaður) des Neuturanischen Allthing a.D
    Föderationsbeauftragten für den Friedensprozess in al-Bathía a.D.

    Präsidentin der turanischen Föderation a.D.

  • Der Blog-Beitrag wird auch in der Hofburg gelesen und trifft dort auf Zustimmung.

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

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    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser



    Zum Jahreswechsel ist es üblich, Rückschau auf das vergangene Jahr zu nehmen und Ausblick auf das Kommende.



    Ich lade Sie dazu ein, einmal im Hier und jetzt zu bleiben. Was bewegt Sie konkret heute?
    Schließen Sie dabei ruhig die Augen, atmen tief durch, nehmen Sie sich Zeit.
    Was sind Ihre Bedürfnisse jetzt in diesem Moment? Wenn möglich, nehmen Sie es sich einfach heraus und gehen diesem Bedürfnis nach.


    Was heißt das aber „sich Zeit nehmen“? Die läuft ja voran. Wenn Sie sich eine Stunde Zeit für etwas nehmen, hat der Tag nicht 25 Stunden sondern immer noch 24.


    Und auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind relative Begriffe. Gegenwärtig lesen Sie diesen Blog. Oder besser gesagt diesen einen Satz. Oder ganz speziell dieses eine Wort. Und so weiter.


    Der Tanach beziehungsweise das alte Testament haben zum Thema „Zeit“ eine sehr treffende Feststellung getroffen:


    Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
    Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
    Töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
    Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
    Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
    Suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
    Zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
    Lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.


    Diesen Blog Lesen hat seine Zeit, diesen Blog wegklicken hat seine Zeit.



    Sich „Zeit zu nehmen“ heißt also, weise zu wählen, wann der ideale Zeitpunkt für welche Tätigkeit ist.
    Dass das nicht immer so einfach ist wie es klingt versteht sich von selbst. Und verkrampfen sollte man dabei auch nicht, das führt zum Gegenteil. Aber es genügt oftmals, sich die 5 Minuten am Tag zu nehmen um in sich hineinzuhören und wie oben beschrieben sich seiner momentanen Bedürfnisse gegenwärtig zu werden.


    Vielleicht machen Sie das nicht gerade 5 Minuten vor den Jahreswechsel, das könnte schiefgehen.



    Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Jahr 2016


    Herzlichst



    Ihre Marianne Kesebrodt.

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser


    zur Wochenmitte und fast zur Jahresmitte nur ein kurzer Impuls, geschuldet auch der Tatsache, dass auch eine kleine Bischöfin mehr im Kopf haben kann, als dort eigentlich Platz ist. Passed dazu enie kurze Geschichte:


    Ein Mann sprach zu Gott und fragte "Herr, was ist für Dich eine Million Jahre?"
    Und Gott antwortete "Das ist für mich als wäre es eine Sekunde"
    Und der Mann für fort "Herr, was ist für Dich eine Million Tura?"
    Und Gott gab zurück "Das ist für mich als wäre es ein Tura"
    Und der Mann bat Gott "Herr, kannst Du mir einen Tura geben?"
    Und Gott antwortete: "Gern, warte nur eben eine Sekunde"


    Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit


    Herzlichst



    Ihre Marianne Kesebrodt.

  • :hahaha:

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

    77
    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon