Das Elisæum bei Kronstadt

  • Verena Hammerschmidt

    Philosophie ist nie ganz eindeutig und lässt gewisse Interpretationsspielräume offen. Sie ist ja kein Gesetzestext oder ein kirchliches Dogma. Herr von Sternberg wollte ja auch ausdrücklich bestimmte religiöse Fragen nicht abschließend klären. Sein Grundsatz war aber: Wissenschaft kommt vor Religion und Theologie. Erst, wenn die Physik auf eine bestimmte Frage keine Antwort zu geben imstande ist, kann der glaube beginnen.

  • Aber wenn die Wissenschaft voranschreitet ändert sich damit automatisch auch der Glaube, sofern die Wissenschaftlichen Ergebnisse nicht als Häresie betrachtet wird. Religion als Spielball der Wissenschaft?

    ehemals katholischer Pfarrer, nunmehr Hohepriester der Gemeinschaft des schwarzen Sterns.

  • Aber das würde bedeuten dass die Dinge, die einem Rückhalt geben können - nämlich der Glaube - immer wieder zusammenbricht und von neuenm erbaut werden muss. Ist das nicht ermüdend ?

    ehemals katholischer Pfarrer, nunmehr Hohepriester der Gemeinschaft des schwarzen Sterns.

  • Verena Hammerschmidt

    Immer wieder? Vielleicht – aber doch wohl nur einmal in vielleicht 100 Jahren. Ich wüsste jedenfalls keine größere Umwälzung seit Erscheinen von Sternbergs Buch "Gott und Mensch".
    Aber wie dem auch sei: Wichtig ist, dass sich der Glaube immer neu justiert. Wo wären wir denn, wenn die Menschheit ihre religiösen Überzeugungen nicht an das fortschreitende Wissen angepasst hätte? Wir würden – christlich gesprochen – noch immer von einer Sieben-Tage-Schöpfungswoche ausgehen. Als turanische Heiden würden wir immer noch glauben, unsere Welt seit als Ei des Urvogels entstanden. Mit einem aufgeklärten Menschsein hat das doch nun wirklich nichts zu tun, oder?

  • lächelt wissend


    Der 7-Tage-Mythos hält sich auch nur bei verblendeten Radikalpseudochristen. Das kommt davon dass hier von manchen - längst nicht von allen - ein liturgischer Gesang als unumstößliche Wahrheit dogmatisiert wurde.


    Aber ich denke, so etwas geschieht auch mit der Wissenschaft. Hat man früher nicht unter Wissenschaftlern gestritten ob sich die Sonne um die Erde dreht oder andersrum? Was ist schon eine wissenschaftliche Wahrheit? Auch nur eine bislang nicht widerlegte Vermutung, bis jemand den Gegenbeweis führt.

    ehemals katholischer Pfarrer, nunmehr Hohepriester der Gemeinschaft des schwarzen Sterns.

  • Verena Hammerschmidt

    Sie sehen also: Der Glaube entwickelt sich weiter und passt sich an.
    Dass so etwas auch in der Wissenschaft geschieht, ist unstrittig. Die Wissenschaft von heute ist der Irrtum von morgen – sozusagen. Das war auch Herrn von Sternberg bewusst. Ihm ging es aber gerade nicht darum, irgendeinen Stand der Wissenschaft zu dogmatisieren. Sonst würden wir die Wissenschaft zur Religion machen. Das ist nicht beabsichtigt. Beabsichtigt ist vielmehr ein stetiges Fortschreiten des Wissens, wo immer dies möglich ist.

  • Und wenn ein Kernkraftwerk explodiert? Wird dass gemäß der Sternbergschen Philosophie allein als menschliches Versagen dargestewllt, weil er die Wissenschaft nicht beherrscht?

    ehemals katholischer Pfarrer, nunmehr Hohepriester der Gemeinschaft des schwarzen Sterns.

  • Mhm, verstehe.


    Also irrt nicht die Wissenschaft, sondern nur der Mensch, der sie betreibt. Interessantes Konzept...

    ehemals katholischer Pfarrer, nunmehr Hohepriester der Gemeinschaft des schwarzen Sterns.

  • Verena Hammerschmidt

    Wissenschaft ist ja letztlich nur der Verlauf der Aneignung oder Generierung von Wissen durch Menschen. Insofern hat die Wissenschaft immer recht, da der Mensch stets nach neuem Wissen forschen sollte. Nicht immer recht hat aber der Mensch, der Wissenschaft betreibt. Und auch der Stand des Wissens kann eben so sein, dass bestimmte Ansichten falsch sind.

  • Ich hätte gedacht Sie betreiben hier auch Wissenschaft oder führen Kiddies in diese ein und haben einen spannenden Raum zum experimentieren =)

    ehemals katholischer Pfarrer, nunmehr Hohepriester der Gemeinschaft des schwarzen Sterns.