• Ja... jetzt Sie da hinten.


    Weist auf Kettler.

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

    77
    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon

  • Wie war denn bei den Aufständischen die Führung? Eine erfolgreiche Revolution funktioniert ja nur wenn entsprechences militärisches Taktikwissen vorhanden ist, auch noch in der Frühphase des Umsturzes kommt man ohne Fachkenjntnis nicht aus. Nur mit Mistgabeln ist kein Monarch zu vertreiben.

  • Wenn Sie jetzt an eine reichsweite Führung denken: Die gab es nicht. Tatsächlich fand meines Wissens kaum eine überregionale Absprache statt, zumindest nicht am Anfang des Bürgerkriegs. Lokal, also beispielsweise in Turan, entwickelte sich durchaus eine gewisse Ordnung und Hierarchie unter den aufständischen Bürgern. Einzelne Führer des Aufstands finden wir nach dem Bürgerkrieg in Regierungsämtern der neuen großturanischen Republik. Ähnlich ist die Lage in anderen Reichslanden gewesen. Einzige Ausnahme: Kleinturanien. Hier sind wir beim "kleinturanischen Sonderweg", den ich bereits ansprach. Weiß jemand von Ihnen, was darunter zu verstehen ist?

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

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    Einmal editiert, zuletzt von Sigurd Thorwald ()

  • murmelt etwas zu laut vor sich hin:
    Das kann nur die total dämliche Verkehrsführung in Freyburg sein. :rolleyes: Fast nur Einbahnstraßen.

    Dr. Kurt Klebitz

    Landesfeuerwehrdirektor des Freistaates Turanien a. D.

  • Geht es dabei vielleicht darum, dass sich nach dem Bürgerkrieg in Kleinturanien noch einmal für knapp 50 Jahre ein Königreich konstituierte?

    Andrin Sokolik

    Schwionischer Regierungsrat für Wirtschaft, Finanzen und Soziales
    fld_50.pngBankhaus_Sokolik_50.pngcenap_logo_50.pngSWSM_logo_50.pngGeschäftsführer der Sinaitischen Wertpapier- und Schildermanufaktur
    Vizepräsident des Stiftungsrats des Centrums für angewandte Physik
    Bankier Bankhaus Sokolik

  • Grinst in Klebitz' Richtung.


    Nicht ganz...


    Sehr gut, der Herr dort hinten. In Kleinturanien gab es nach dem Ende der gesamtturanischen Monarchie noch bis 1872 ein regionales Königtum. Dies ist aber nicht der Beginn, sondern letztlich nur eine Ausprägung des "Sonderwegs". Begonnen hat der im Prinzip bereits im Mittelalter. Im 12. Jahrhundert wurden das Geschlecht der Grafen von Hohenthal mit dem damaligen Herzogtum Freyburg belehnt. Sie etablierten eine fast schon sprichwörtliche Schreckensherrschaft, die nach knapp 60 Jahren durch einen Volksaufstand und den Sturz Herzog Heinrichs III. beendet wurde. Es war der erste dokumentierte Aufstand gegen die Obrigkeit in der turanischen Geschichte. Seither gaben sich fast alle lokalen Herren im Gebiet des heutigen Kleinturanien – vergleichsweise – liberal. Das war auch im frühen 19. Jahrhundert der Fall, als es in den damaligen kleinturanischen Reichslanden unter Herzog Friedwolf II. bereits eine Verfassung und eine – ebenfalls vergleichsweise – weitgehende demokratische Mitbestimmung gab.
    Im Zuge der Unruhen vor und während der ersten Phase des Bürgerkriegs versuchte Friedwolf, das Kaiserreich zu retten, indem er von Professoren und Bürgern die sogenannte Freyburger Reichsverfassung erarbeiten ließ. Es wäre die erste Verfassung des Reichs gewesen – noch dazu nach dem Vorbild Kleinturaniens. Aber dieser Versuch kam zu spät. Als der Entwurf endlich vorlag, schossen und knüppelten sich in Turan und anderswo Bürger und Militärs schon gegenseitig nieder. Die Monarchie war nicht mehr zu retten. Als dann Herzog Friedwolf II. 1823 starb, ließ sich sein Sohn Friedwolf III. vom Parlament der kleinturanischen Reichslande zum "Bürgerkönig" erheben. Während überall die gekrönten Häupter verschwanden, hatte das "Königtum Kleinturanien" noch bis 1872 Bestand – bis zum Tod von König Friedwolf IV. Erst dann wurde auch Kleinturanien förmlich zur Republik.
    Im weiteren Verlauf der Geschichte zeigte sich der "Sonderweg" noch 2006, also nach der Gründung der Föderation. Alle festlandturanischen Republiken sprachen sich damals für die Fusion zu einem Staat aus, der die ganze Halbinsel umfassen sollte – nur nicht Kleinturanien. Als der "Freistaat Turanien" dann doch Wirklichkeit wurde und man daran ging, die Verwaltungsstrukturen zu verschlanken, wurden Großturanien und Ostturanien zur neuen Präfektur Oberturanien zusammengelegt, West- und Nordturanien zu Niederturanien. Nur Kleinturanien blieb eine eigenständige Präfektur.
    A propos: Wir sprechen heute wie selbstverständlich von Groß- und Kleinturanien, Westturanien, Nordturanien und Ostturanien. Wissen Sie, warum?

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

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  • Na zunächst mal ist es Verfassungswirklichkeit, auf Grundlage unseres Staatsgrundgesetzes. Artikel 20...

    Dr. Kurt Klebitz

    Landesfeuerwehrdirektor des Freistaates Turanien a. D.

  • A propos: Wir sprechen heute wie selbstverständlich von Groß- und Kleinturanien, Westturanien, Nordturanien und Ostturanien. Wissen Sie, warum?

    Vielleicht weil die Präfekturen im Westen, Norden und Osten Turaniens liegen bzw. flächenmäßig groß und klein sind? Aber das wäre wohl zu einfach.

    Andrin Sokolik

    Schwionischer Regierungsrat für Wirtschaft, Finanzen und Soziales
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  • Sie haben beide natürlich nicht unrecht. Aber: Worauf ich hinaus wollte, ist eher die Frage, weshalb ausgerechnet in einem traditionell föderalistischen System wie Turanien die Regionen -turanien im Namen haben? Wieso gibt es nicht beispielsweise das Drachenfelser Land, Arkonier und die Rohna-Lande, sondern eben Westturanien, Ostturanien und Nordturanien? Man vergleiche: Selbst ein recht zentralistisch regiertes Land wie Schwion nennt seine Bezirke nicht einfach West-, Ost- und Zentralschwion, sondern Währener Land, Swinethal und so weiter. Warum ist das in Turanien anders? Haben Sie eine Idee?

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

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    Julius Langbehn

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  • Niemand? Macht nichts. Ich erkläre es Ihnen. Dazu müssen wir ins Jahr 1610 zurück. Damals wollte der Kaiser die Kaiserwürde für seine Familie, die Ebersteiner, erblich machen. Bis dahin war das Reich ja eine Wahlmonarchie. Um den Plan umzusetzen, musste aber der Reichsrat zustimmen. Der aber wollte nur zustimmen, wenn der Kaiser den Reichsfürsten Zugeständnisse machte. Also einigte man sich auf die "Große Reichsreformation". Vereinfacht gesagt: Die mächtigen Reichsfürstentümer – allen voran Aarburg, Freyburg und Hohenargen-Drachenfels – gliederten sich die sie umgebenden Reichsherrschaften ein und erhielten neue Zuständigkeiten und Rechte auf Kosten des Reichs. Die so entstandenen vergrößerten Fürstentümer wurden zu "Reichslanden" aufgewertet, mit dem jeweiligen Fürsten als "Präfekt" an der Spitze. Da diese Reichslande völlig neu geschaffen wurden, griff man nicht auf bestehende Namen zurück, sondern benannte sie teils nach der Himmelsrichtung: Nordturanien und Westturanien. Oder nach volkstümlichen Bezeichnungen für die entsprechende Region: Großturanien und Kleinturanien. Ursprünglich war Großturanien (kirchensprachlich "Turania maior") der Name des Kerngebiets des einstigen Turaner Königreichs, also das heutige Alte Land um Turan. Kleinturanien ("Turania minor") war ursprünglich die Bezeichnung der vom Reich von Turan neuerworbenen Gebiete südlich des Altmassivs.
    A propos Reich von Turan: Sie kennen doch die Geschichte der "Drei Reiche", oder?

    Sigurd Thorwald
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  • Die "Drei Reiche" waren jene Staatswesen, die auf unserer Halbinsel existierten, bevor das Kaiserreich 911 entstand: die Königreiche von Turan und Drachenfels und das sogenannte Nordreich um Heimgard und Aarburg, das kein eigentliches Königtum ausgebildet hatte. 911 wurde der König von Turan, Siegfried, nach dem Aussterben der Königsdynastie von Drachenfels zum König von Drachenfels gewählt. Seitdem nannte er sich Kaiser. Das Nordreich wurde dann Ende des 10. Jahrhunderts erobert.
    Ich würde an dieser Stelle gern einen kleinen Exkurs mit Ihnen machen. Sie wissen ja bestimmt, dass so ziemlich jedes Land seine Geschichte in Altertum, Mittelalter und Neuzeit gliedert. Das ist in Turanien nicht anders. Wenn wir an Mittelalter denken, denken wir an Ritter, den Kaiser, an Minnesänger. Wann das Mittelalter genau begann und endete, ist aber den meisten völlig unbekannt. Es ist auch höchst umstritten. Manche Historiker nehmen die Ankunft der ersten christlichen Missionare im 6. Jahrhundert, andere erst die Entstehung des Kaiserreichs. Das Ende des Mittelalters könnte die Eroberung Neuturaniens... pardon... Vestreyjas 1398 sein, also der Beginn des Kolonialismus, die Große Reichsreformation von 1610 oder gar das Ende des 8-jährigen Kriegs 1664. Das ist einfach Ansichtssache.
    Anders als beispielsweise im Medianischen Imperium, wo das Ende der Antike mit dem Untergang eines antiken Großreichs und damit einem gewissen kulturellen Rückschritt einhergeht, gibt es in Turanien einen solchen Einschnitt nicht. Hierzulande wird deshalb in wissenschaftlichen Kreisen anstelle der Dreiteilung eine andere, eine detailliertere Gliederung der Geschichte vorgenommen: Ab 2002 die Zeit der Föderation, vorher die Zeit des Turanischen Bundes. Von 911 bis 1823 die Zeit des Kaiserreichs, ggf. weiter unterteilt in frühes, mittleres und spätes Kaiserreich. Vor 911 setzt man wie gesagt die Zeit der Drei Reiche an. Da verwertbare schriftliche Quellen erst ab etwa dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus vorliegen, liegt der Anfang dieser Epoche gewissermaßen im Dunkeln. Man setzt ihn meistens um Christi Geburt an, teilweise auch etwas früher.
    Vor der Zeit der Drei Reiche kommen wir also vollends ins Ungewisse. Die Wissenschaft spricht hier von der Zeit der Einzelstämme, also der Zeit, bevor sich die Menschen auf unserer Halbinsel überregional zu größeren Staatswesen verbanden. Volkstümlich hört man oft auch von der Zeit der Zehn Stämme. Diese Bezeichnung geht wesentlich auf den Wisborger Schriftsteller und Publizisten Dederick Hank zurück. Er schrieb in den 1920er Jahren das "Lied der Zehn Stämme", in dem er alte Sagen mit Fantasie ausschmückte. Um seine Zehn Stämme zu rekonstruieren griff Hank neben alten Überlieferungen teilweise auch auf Landschaftsnamen zurück.
    So rekonstruierte er aus dem heutigen Aargau einen Stamm der Argovier, aus dem Thorgau einen Stamm der Thorier. Hier spielte wohl auch die Überlieferung vom heiligen Thore eine Rolle, die in Teilen des westlichen Schwarzen Waldes zu Hause ist. Aus Ober- und Niederfeldern, meiner Heimat, rekonstruierte Hank den Stamm der Feltarier, aus der frühmittelalterlichen Markgrafschaft Targonia um Darkenstedt die Targonier, aus dem Freyengau die Freyern, aus dem Hohen Argen die Aragon, aus den sagenumwobenen "Wiesherren" an der Wesau die Wisiwarier, aus Geldern bei Trondberg die Gildinge und aus Wolfsberg die Wölfinge.
    Politisch ist Hank durchaus sehr kritisch zu sehen, stand er doch der nationalistischen Allturanischen Bewegung nahe. Das ist eine obskure Ideologie, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Gruppierungen organisiert war: etwa im Allturanischen Winterhilfswerk oder in der Partei des Nationalen Erwachens, die in Thorshaven auf lokaler Ebene einige Erfolge verbuchen konnte, ansonsten aber praktisch ohne Bedeutung blieb. Hanks "Lied der Zehn Stämme" ist davon abgesehen aber unbedenklich. Sie erhalten es bis heute in gut sortierten Antiquariaten.

    Sigurd Thorwald
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  • sitzt einfach nur da und staunt von Minute zu Minute mehr, was er alles über Turanien nicht weiß


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  • Sigurd Thorwald
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  • macht sich Notizen zu dem Punkt Eroberung Vestreyjas 1398.

    Politikerin

    Gesetzessprecherin (Lögmaður) des Neuturanischen Allthing a.D
    Föderationsbeauftragten für den Friedensprozess in al-Bathía a.D.

    Präsidentin der turanischen Föderation a.D.

  • Nun aber zurück zum Thema: dem Bürgerkrieg. Das Kaiserreich brach quasi an den Grenzen der 1610 geschaffenen Reichslande auseinander. Mit der Erstürmung der Hofburg am 11. Mai 1823 und dem Rücktritt des Kaiser wurden die großturanischen Reichslande zur Republik. Bereits 1821 hatte sich Vestreyja für unabhängig erklärt. Der im heutigen Ostturanien existierende "Staat des Ordens der Brüder vom Turanischen Kreuz" brach 1822 zusammen. In den westturanischen Reichslanden erfolgte 1824 eine mehr oder weniger geregelte Machtübergabe vom Präfekten auf einen bürgerlich-republikanischen "Rat der Drei". Ebenfalls 1824 eroberten großturanische Revolutionäre das Fürst-Patriarchat von Königsberg, das keinem der Reichslande eingegliedert war, und machten es zu einem Teil der großturanischen Republik. Der Patriarch ist seitdem kein weltlicher Herrscher mehr, sondern nur noch Erzbischof. Die Freie Stadt Thorshaven, die ebenfalls zu keinem der Reichslande gehört hatte, blieb von den Umwälzungen weitgehend verschont. Hier lag die Macht ja seit Jahrhunderten bei Bürgern und nicht beim Adel.
    1824 war damit fast im ganzen ehemaligen Reichsgebiet weitgehend Ruhe eingekehrt. Nur in den nordturanischen Reichslanden tobten weiterhin Kämpfe. Großherzog Ludwig von Aarburg, der Präfekt der Reichslande, erklärte sich nach dem Rücktritt des Kaisers zum "General-Reichs-Kommissar". Während er das Reich unbedingt erhalten wollte, bildete sich in Heimgard bereits eine revolutionäre Volksrepublik. 1827, also erst vier lange Jahre nach dem kaiserlichen Amtsverzicht, gab auch Großherzog Ludwig auf. Sein Machtbereich hatte zuletzt nicht mehr viel mehr als das Umland von Aarburg umfasst.

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  • Atmet tief durch, trinkt einen Schluck Wasser und redet dann weiter.


    Wir haben nun also die Situation, dass nach dem Untergang des Kaiserreichs kein einigendes Band zwischen den turanischen Staaten mehr bestand – außer der gemeinsamen Sprache und der Erinnerung an die Vergangenheit. Doch halt! Genau genommen war schon das Reich nach 1610 kaum mehr als ein Staatenbund. Zwar gab es mit dem Kaiser und dem Reichsrat zwei ständige Einrichtungen des Reichs. Doch schon bei der Währung oder der Verteidigung endete alle Gemeinsamkeit. Jedes der Reichslande prägte seine eigenen Münzen, Großturanien beispielsweise die Krone. An der Grenze jedes Reichslandes war Wegezoll zu entrichten. Statt einer Reichsarmee hatte jeder Präfekt seine eigenen Truppen. Gemeinsame Einsätze mit zentralem Oberkommando waren nur möglich, wenn der Reichsrat einen sogenannten Reichskrieg beschloss. Das ist meines Wissens nur ein einziges Mal passiert: nämlich 1806, als die "Große Armee" unter Reichskonsul Nikolaus von Eichstätt Barnstorvia erobern sollte.
    Nach dem Ende des Kaiserreichs änderte sich also für die Bevölkerung in den nun auch formell unabhängigen turanischen Staaten wenig. Man zahlte weiterhin mit der lokalen Währung, tat weiterhin Dienst in den lokalen Streitkräften und plagte sich weiterhin mit den lokalen Behörden. In den meisten turanischen Staaten kamen über den Gemeinden die sogenannten Ämter, Vorläufer der späteren Kreise – eine Verwaltungsstruktur, die so bereits zu Zeiten der Reichslande bestand. Einziger wesentlicher Unterschied zu vorher: Die Obrigkeit war nun – von Kleinturanien abgesehen – bürgerlich-demokratisch anstatt adelig. Die revolutionäre Bewegung zum Sturz der Fürsten wurde eben noch nicht von einem ausgeprägt "nationalen" Gedanken begleitet. Es ging um politische Befreiung, nicht um nationale Einheit. Die Idee eines Nationalstaats kam damals noch nicht auf.
    Dennoch wurden bereits erste kleine Schritte unternommen, die letztlich die Vereinigung Turaniens vorbereiten sollten. Bereits 1826, während in Nordturanien noch gekämpft wurde, schlossen die turanischen Staaten auf Betreiben des kleinturanischen Königs ein Schutz- und Trutzbündnis gegen Feinde von innen und außen und verpflichteten sich zu regelmäßigen Konsultationen. 1831 wurde dieses Bündnis zu einer Zoll- und Wirtschaftsunion ausgeweitet. Quasi als dessen Sekretariat wurde die "Kanzlei für die Belange des turanischen Bundes" geschaffen. Hier taucht also zum ersten Mal jener Begriff auf, der später als "Turanischer Bund" offizieller Name des Staatenbundes werden sollte. Da die Kanzlei formell innerhalb der kleinturanischen Landesverwaltung angesiedelt war, hatte sie ihren Sitz in Freyburg.


    Haben Sie hierzu Fragen?

    Sigurd Thorwald
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