Der Föderationsfußballbund kündigt für den Nachmittag eine Pressekonferenz an. Thema: der Gruppensieg in Gruppe B und der Einzug ins Viertelfinale. Als Teilnehmer angekündigt sind FFB-Präsident Baldur Dreißiger, Föderationstrainer Jodokus Löwe, Kapitän Sandor Gschwind und Nachwuchsstar Quirin Müller.
Dreißiger, Löwe, Gschwind und Müller betreten den Pressesaal und nehmen Platz. FFB-Pressesprecher Gunnar Halldórsson begrüßt die anwesenden Medienvertreter und übergibt das Wort dann an Präsident Dreißiger.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, einen schönen guten Tag! Ich betone das heute ganz besonders. Wie Sie wissen, ist der turanischen Nationalmannschaft gestern durch einen 3:2-Arbeitssieg über Tir Na nÒg der Gruppensieg in Gruppe B und damit der Einzug ins Viertelfinale dieser Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land gelungen. Für uns ist das also ein wahrhaft schöner Tag – auch wenn das Wetter da draußen heute eher durch Nässe denn durch Sonnenschein glänzt.
Seit der ersten offiziellen Fußball-WM im Sommer 2001 in Astor scheiterte die turanische Nationalmannschaft stets spätestens im Achtelfinale. Diesmal stehen wir im Viertelfinale. Die turanische Fußball-Nationalmannschaft ist damit unter den acht besten Mannschaften der Welt! Unglaublich, finde ich. Das ist mehr, als viele unter uns erwartet hatten. Es ist eine besondere Freude, dass dies gerade bei der WM im eigenen Land geschieht. Es ist einfach eine ganz andere Sache, wenn die Menschen direkt in der Nachbarschaft zu den Stadien feiern können – und nicht am anderen Ende der Erde.
Unser Co-Gastgeber Livornien hat dieses Glück nicht. Seine Nationalelf ist bereits ausgeschieden. Ich finde das sehr schade, hoffe aber, dass die WM-Party auch in Livornien weitergehen wird. Und unter uns: Vielleicht drücken die livornischen Fans nun den Turaniern die Daumen. 
Es würde mich jedenfalls freuen. So sehr, wie mich das bislang sehr gute Abschneiden unserer Jungs auf dem Platz mit Freude erfüllt. Und mit Stolz.
Ich weiß: Trainer Löwe wird wieder zur Zurückhaltung mahnen. Er schaut schon wieder so kritisch... Ja, mein Lieber... Sie neigen zur Vorsicht. Nur nicht zu euphorisch werden! Aber ich freue mich einfach. Und ich denke, Millionen Turanier, Vestreyjer, Schwionen, Bernader und Ascaaroner freuen sich mit mir. Damit aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, übergebe ich das Wort an den Föderationstrainer... Jodokus Löwe... bitte schön...
McGee kommt etwas zu spät in den Pressesaal, nimmt ganz hinten Platz und holt gleich seinen Notizblock raus, um sich Notizen machen zu können.
Natürlich mahne ich zur Vorsicht, Herr Präsident! Das ist meine Aufgabe...
Aber im Ernst, meine Damen und Herren, mit dem bisherigen Verlauf der WM können wir sicherlich zufrieden sein. Wir haben gegen große Mannschaften gespielt und gewonnen. Schämen brauchen wir uns für diese Leistung sicher nicht. Aber: Vor uns liegt noch ein weiter Weg. Schon im Viertelfinale am Samstag wartet ein Gegner auf uns, der der turanischen Party ein Ende bereiten kann. Wie es aussieht die Demokratische Union oder Freesland. Beide Mannschaften haben ein tolles Turnier gemacht und sind nicht zu unterschätzen. Die DU zählt unzweifelhaft zu den Top-Favoriten dieser WM, hat bisher jedes Spiel gewonnen.
Nein, natürlich freue ich mich wie Präsident Dreißiger und die vielen Fußballfans in der ganzen Föderation über den Gruppensieg. Aber um unter den ganz Großen der Welt bestehen zu können, reicht unser Heimvorteil nicht aus. Da muss mehr kommen. Das habe ich den Jungs nach den ersten beiden Spielen auch ganz klar so gesagt: Wer von der Finalrunde träumt, muss sich steigern. Wir haben leider auch im letzten Spiel gegen Tir noch zu viele Unsicherheiten gezeigt. Hier ein Fehlpass, da eine nicht verwertete Chance, zu viel Nachlässigkeit und zu wenig Biss – bislang haben das unsere Gegner nicht bestraft. Das war Glück! Aber dabei wird es nicht bleiben. Mit Glück allein gewinnt man keine Weltmeisterschaft. Damit gewinnt man auch kein Viertelfinale.
So sehr ich mich also über den Einzug in die KO-Runde freue, so sehr warne ich doch vor zu viel Selbstsicherheit. Natürlich wird auch unser Gegner mit Respekt vor uns in das Spiel gehen. Als WM-Gastgeber haben wir Zehntausende Fans im Stadion im Rücken. Und die zwölf Punkte der Vorrunde sprechen sicherlich auch für sich. Aber Favoriten sind wir sicherlich noch lange nicht. Wir waren es vor der Gruppenphase nicht und wir werden es im Viertelfinale auch nicht sein – egal, ob wir nun auf die DU oder auf Freesland treffen werden.
Gibt es bis hierher Fragen an Herrn Löwe oder die Spieler?
Übertreiben Sie nicht, Herr Baldur? Das Team ist doch nur deswegen im Viertelfinale, weil es kein Achtelfinale gibt.
Herr Baldur? 
Vielleicht darf ich auf die Frage antworten...?
In diesem Fall muss ich den Präsidenten nämlich in Schutz nehmen. Natürlich haben Sie Recht: Zunächst einmal sind wir im Viertelfinale, weil es kein Achtelfinale gibt. Nichtsdestotrotz kann sich unsere Mannschaft damit zu den acht besten der Welt zählen. Rein auf dem Papier. Bedenken Sie bitte: Die Vorrundengruppen bestanden aus fünf statt wie zuletzt üblich aus vier Mannschaften. Turanien ist also durch vier Siege im Viertelfinale. Bei früheren Turnieren wäre es nach vier Siegen ebenfalls das Viertelfinale gewesen.
Davon abgesehen möchte ich aber wie gesagt die Euphorie im Lande ein wenig einbremsen: Das Viertelfinale – so groß der Erfolg, es zu erreichen, auch ist – wird schwer. Sehr schwer. Der Gegner wird es uns nicht leicht machen. Und wir müssen uns noch gewaltig steigern, gerade im Vergleich zu dem doch phasenweise sehr behäbigen Auftreten beim Spiel gegen Tir. Daran müssen und werden wir bis Samstag arbeiten.
Herr Löwe, wenn Sie es selbst entscheiden könnten: Wen hätten Sie lieber als Gegner im Viertelfinale – die Union oder Freesland?
Das ist eine Frage, die ich so nicht beantworten kann. Beide Teams sind nach vorne ausgesprochen stark und stehen hinten sicher. Das wird so oder so extrem schwer. Für die Demokratische Union spricht vielleicht, dass sie für uns etwas berechenbarer ist. Freesland dagegen ist aus unserer Sicht ein Neuling, den wir noch schlecht einschätzen können.
Ich würde mir die DU wünschen. Das wäre ein absolut packendes Duell: Gastgeber gegen Top-Favorit! Da könnten wir zeigen, was wir können. Wäre eine tolle Sache.
Immer vorsichtig, Kollege! Ich weiß nicht, ob wir zum aktuellen Zeitpunkt gegen die Union bestehen könnten. Der Trainer hat ja völlig Recht: Noch bieten wir dem Gegner zu viel Angriffsfläche. Unsere Leistungen sind noch nicht konstant genug. Nein, vom Unterhaltungswert wäre sicherlich die Union zu bevorzugen. Mich würde das Duell auch reizen. Mehr Chancen rechne ich mir für uns aber aus, wenn der Gegner Freesland heißt.
Eine Pressemitteilung des FFB geht den nationalen und internationalen Medienvertretern zu. Mannschaft und Betreuerstab, heißt es darin, sehen mit großer Freude dem heutigen Halbfinale gegen die Vereinigten Staaten im Parkstadion in Freyburg entgegen. Dass sich die turanische Nationalelf mit einem Einzug ins Halbfinale unter die vier besten Mannschaften der Welt eingruppieren werde können, habe im Vorfeld der WM kaum jemand erwartet und erfülle daher umso mehr mit Stolz. Man wolle das Fußballmärchen, das die Föderation seit drei Wochen erlebt und das Millionen Fans im In- und Ausland mittragen, auch am Abend weiterleben – unabhängig vom Ergebnis des Spiels. Die Mannschaftsaufstellung, heißt es weiter, werde zeitnah mitgeteilt.
Einfach so geil.