Auf Bitten der Föderationsregierung hat Nationalversammlungspräsident Sigurd Thorwald einen Trauerakt für die bei der Geiselnahme in Königsberg getötete evangelische Alt-Bischöfin Marianne Kesebrodt angeordnet. Die Nationalversammlung wird der Verstorbenen ehrend gedenken. Ansprachen von Präsidentin Sigridsdottir und Landesbischof Victor Felsenfest sind vorgesehen. Ein großes Porträtfoto Kesebrodts mit Trauerflor steht gut sichtbar neben dem Rednerpult. Im Zuschauerbereich anwesend sind Angehörige und Freunde, Überlebende von Königsberg und Kirchenvertreter.
Liebe Angehörige von Marianne Kesebrodt, liebe Freunde und Weggefährten der Verstorbenen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
es kommt nicht oft vor, dass die Nationalversammlung und die Spitzen der Föderation sich versammeln, um von Staats wegen eines Verstorbenen zu gedenken. Ich möchte betonen: Es kommt gottlob nicht oft vor. Dieser Staatsakt aber ist nötig, denn er soll eine Frau ehren, die unser Land jahrelang mitgeprägt hat – als Bischöfin der evangelischen Kirche Turaniens und als Abgeordnete dieses Hohen Hauses. Nicht zuletzt aber war Marianne Kesebrodt für viele Menschen eine gute Freundin, eine allseits geschätzte Mitbürgerin und für ihre Angehörigen ein wundervolles Familienmitglied.
Der furchtbare Verlust, den der 14. Februar brachte, wiegt schwer. Ein großartiger Mensch ist brutal aus dem Leben gerissen worden. Nach allem, was ich von den Einsatzkräften und Opfern der Geiselnahme im "Café International" hörte, hat Marianne Kesebrodt sich geopfert, um die übrigen Geiseln zu schützen. Und nach allem, was wir wissen, hat diese mutige Tat dazu geführt, dass die Königsberger Polizei die Verbrecher überwältigen konnte. Das soll uns ein Trost sein, auch wenn es in solch einem Fall schwerfällt, sich trösten zu lassen.
Ich möchte nicht predigen. Aber als Christen wissen Sie, verehrte Angehörige und Freunde der Verstorbenen: Marianne Kesebrodt ist jetzt an einem besseren Ort. Sie, wir alle, werden sie niemals vergessen, und ich bin sicher: Marianne Kesebrodt wird von dort, wo sie jetzt ist, ein Auge auf uns haben. Ich verneige mich daher in Dankbarkeit vor der Toten.
Halten wir einen Moment inne und erinnern wir uns still.