Abkommen mit Underbergen

  • spricht ohne Script in einer sehr lebendigen Sprache mit einer vielfäligen Sprachmelodie.


    Ehrenwerte Damen und Herren,
    Herr Präsident,


    ich wurde gebeten, angesichts des bevorstehenden Vertragsabschlusses zwischen unseren beiden Staaten etwas zu Underbergen zu sagen.


    Mir ist ehrlich gesagt nicht bewusst, wieviel Sie über uns wissen, daher bitte ich um Entschuldigung, falls ich Ihnen Dinge erzähle, die Ihnen längst bekannt sind.
    Wie Sie sicher wissen, ist Underbergen der letzte kümmerliche Rest des einstigen Königreiches, das sich einst in Ihrer Nachbarschaft befunden hat.


    Wir waren nicht darauf vorbereitet, die letzten unserer Art zu sein. Niemand hat uns vorher beigebracht wie das ist, die Überlebenden eines ganzen Staates bei sich aufzunehmen. Wir waren ein kleines Örtchen weitab vom Zentrum des Reiches, fernab von der Politik, meist auch von derselben vergessen. Und plötzlich sind wir ohne dass uns jemand gefragt hätte das Zentrum des Landes, in vielerlei Hinsicht Rückständig, dazu verdammt, von heute auf Morgen im Hier und Jetzt zu landen. Äußerst erfolglos, aber wir haben nie aufgegeben.


    Irgendwie haben wir es geschafft, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Irgendwie ist es uns gelungen, die Flüchtlinge bei uns aufzunehmen und sie in unserer Mitte zu integrieren. Irgendwie ist unser Stadtwesen zu einem stabilen Staatswesen geworden.


    Dass dabei unsere Kultur völlig den Bach runtergegangen ist, haben wir erst bemerkt als es zu spät war. Traditionell findet in diesen Tagen das Eostre-Fest statt. Das sind Hoch-Zeiten, Ihrem turanischen christlichen Fest in seiner Feierlichkeit nicht unähnlich und doch völlig anders. Angesichts der Katastrophe haben sich sehr viele Menschen davon abgewandt, die Eostrer, vor zwanzig Jahren noch die dominierende Religion, ist zu einer Gruppe zusammengeschmolzen, die in den Statistiken unter „Sonstiges“ zu finden ist.


    Das ist nicht zwangsläufig schlecht, es ist auch ein Ausdruck der Freiheit, die bei uns herrscht. Aber es ist eines von vielen Zeichen, welch tiefgreifende Gesellschaftliche Veränderung in den rund zehn Jahren seit dem Untergang des alten Königreiches vor sich gegangen ist.


    Aber trotz solcher Dinge, eines haben wir uns immer bewahrt: Den Kampfeswillen, im Untergang etwas Neues zu finden. Nicht aufzugeben. Wo etwas stirbt, nach Leben zu suchen. Wir sind Somaner, wir sind Underberger, in guten wie in schlechten, in schlechten wie in hoffnungslosen Tagen. So war es immer, und so wird es immer sein, das haben wir durch die Jahrhunderte hinweg immer geglaubt.


    Aber dann ist letztes Jahr etwas geschehen, das diesen Glauben vollkommen zerstört hat


    macht eine Pause und blickt in die Gesichter der Zuhörer.

  • Folgt den Ausführungen des Bürgermeisters aufmerksam. Auch wenn er natürlich das meiste schon auf anderem Weg mitbekommen hat, ist es etwas anderes, jemanden berichten zu hören, der selbst dabei war und von den Folgen betroffen ist.

  • Sie haben vielleicht mitbekommen, dass das kleine unbedeutende Underbergen im letzten Jahr große Schritte nach Außen unternommen hat. Das schließt den für uns als großen Spaß trotz großer Mühen empfundenen Ausflug einer eigens gebildeten Fußballnationalmannschaft ein. Hinter den Kulissen haben aber auch viele mitbekommen dass wir dabei extreme Hilfe von Außen hatten.
    Und das trifft auch auf alle anderen Bereiche Underbergens zu. Wir waren vom ersten Tag des somansichen Untergangs an immer und zunehmend von Hilfe aus dem Ausland abhängig. Das was wir zu bewältigen hatten, konnten wir auf Dauer nicht aus eigener Kraft stemmen. ABER wir konnten unseren Beitrag dazu leisten, und ganz zum Schluss gab es erste Tendenzen, die klarmachten dass wir nicht nur Almosenempfänger waren sondern auch etwas geben würden können.



    Dann kam die Flut



    Ich weiß nicht ob Sie so etwas schon einmal erlebt haben. Wenn es tagelang in Strömen regnet und das Wasser vom lebensnotwenigen Freund zum lebensbedrohlichen Feind wird. Wenn alles was man sich in den letzten zehn Jahren mühsam aufgebaut hat, binnen weniger Stunden zerstört wird.


    Wenn aber auch das was aus vergangenen Jahrhunderten als Symbol der Beständigkeit im Wandel den Fluten zum Opfer fällt. Und auch die Hilfsguter, die erst kurz zuvor aus Turanien gekommen waren, untergehen.


    Ich frage Sie, angesichts dessen was ich vorhin erzählt habe, wie wäre Ihnen zumute? Wenn Sie tatenlos zuschauen müssen, wie Ihnendas letzte bisschen, das Sie noch hatten, durch nichts geringeres als die Natur, zu der Sie ja noch eine Verbindung haben, die Ihnen noch nicht durch Übertechnisierung entfremdet wurde, genommen wird?


    macht wieder eine Pause, um den Zuhörern Zeit zum innerlichen Beantworten der Frage zu geben.

  • Hört aufmerksam zu und bedauert die Lage der Menschen in Underbergen. Doch er vermisst in der Rede des Herrn Sendrak die Darstellung der konkreten Planung, wie Underbergen aus seiner Misere herauskommen will. Als Neuer wartet er erst einmal die Reaktionen der alteingesessenen Parlamentarier ab, bevor er sich äussern will.

  • fährt nach seiner Kunstpause mit der Rede fort



    Ich sage Ihnen was Underbergen gefühlt hat.


    Nichts



    Absolut nichts


    macht wieder eine kurze Pause



    Eine innere Leere, die nicht wieder aufzufüllen war.


    Klar, man hat gearbeitet und geschuftet, man hat gesichert und aufgeräumt. Man hat auch die internationale Solidarität dankbar registriert.


    Aber tief im Innern, da machte sich eine Resignation breit. Da hat man mit wenig unter Entbehrungen und ohne Aussicht auf Erfolg etwas aufgebaut, oder zumindest dafür gesorgt dass nicht alles komplett zusammenbricht, und dann steht man … tja wo steht man. Bei weniger als bei null. Wir sind in vielen Bereichen hinter den Stand von vor dem Krieg zurückgefallen.


    Sie haben es vielleicht mitbekommen. Einige unserer Fußballer, die während der Flut gerade zum Turnier in Livornien weilten, sind dort geblieben. Manch einer in Underbergen, wenn er denn gekonnt hätte, hätte das Land verlassen. Der ein oder andere hat es auch versucht. Über Schwion nach Turanien zu gelangen.


    Keiner wusste so recht wie es weitergehen soll. Die Flut hat uns allen klargemacht, dass wir uns auch langfristig niemals werden selbst tragen können. Wir werden immer nur den Mangel verwalten können. So kann man aber kein Volk ernähren. So kann man nur mit etwas Glück und nur falls wir es irgendwann hinbekommen würden die Flutschäden zu beseitigen, was keineswegs sicher ist, dafür sorgen dass der Mangel nicht ganz so groß ist.


    Mit anderen Worten. Underbergen ist nicht überlebensfähig. Nicht heute, nicht morgen, niemals. Und Almosenempfänger wollen wir nicht sein.


    Es gibt also zwei Möglichkeiten.


    Erstens: Wir wurschteln noch eine Weile hin, bis uns das Volk ausgeht, das aus dem Land geflüchtet sein wird.


    Zweitens: Wir geben unsere Staatlichkeit auf. Wir geben das Land Fremden, die es unter bestimmten Bedingungen bewirtschaften und natürlich dementsprechend Profit erwirtschaften darf. Die Underberger Bevölkerung als zugegeben privilegierte Angestellte.


    Wir können und wollen arbeiten. Aber wir können alleine nicht überleben. Underberger Staatlichkeit ist zum Untergang verdammt, wenn sie nicht permanent von außen unterstützt wird. Aber wir wollen nichts geschenkt. Also ist es nur logisch, uns freundschaftlich an den Nachbarn zu binden, von dem wir so oder so abhängig sein werden, wenn wir als Menschen überleben wollen.


    Die Underberger haben diesem Vertrag in einer Volksbefragung mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Sicher gibt es noch weitere Details zu regeln, das ein oder andere mag auch erst auffallen während die Umsetzung bereits angelaufen ist.


    Ich bitte Sie, werte Parlamentarier, dem Vertrag ebenfalls zuzustimmen. Wir in Underbergen sehen keinen anderen als den eingeschlagenen Weg. Und der ist wohl überlegt und kein Schnellschuss. Vieles galt es zu bedenken und einige Gedanken hat auch der Herr Föderationspräsident gut und sinnvoll eingebracht.


    Ich bitte Sie: Geben Sie den Menschen in Underbergen wieder eine Zukunft


    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit

  • [...]
    Zweitens: Wir geben unsere Staatlichkeit auf. Wir geben das Land Fremden, die es unter bestimmten Bedingungen bewirtschaften und natürlich dementsprechend Profit erwirtschaften darf. Die Underberger Bevölkerung als zugegeben privilegierte Angestellte.
    [...]

    Zuckt bei dieser Passage unwillkürlich zusammen.


    Großer Gott...! =O:/




    nach Abschluss der Rede:
    :applaus:

  • Grauenhaft. Ein Volk will sich freiwillig in die Schuldknechtschaft einer Privatfirma begeben und wirft seine Souveränität und die Demokratie auf den Müll. Brunnstatt glaubt bei den Parlamentariern das Unverständnis darüber, was hier gerade geschieht, mit Händen greifen zu können.

  • Da er keine Ahnung hat ob er Rede und Antwort stehen soll oder ob es beio dieser Einmalrede bleiben soll, sieht Jonschomar den NV-Präsidenten an

  • Vielen Dank, Herr Bürgermeister.
    Gibt es seitens des Plenums Fragen an Jonschomar vom Sendrak?

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

    77
    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon

  • Herr Bürgermeister, auch von meiner Seite besten Dank für Ihre Ausführungen.


    Als allererstes möchte ich Sie wissen lassen, dass ich mir von Herzen wünsche, dass die Föderation einen Vertrag mit Underbergen abschließt, der Underbergen wieder eine Perspektive gibt. Ich entnehme Ihren Worten aber auch, dass das letzte, was Underbergen in dieser Situation gebrauchen kann, Experimente und rechtliche Unsicherheit sind. So gesehen ist die Entscheidung, die Verwaltung des Lands einem Unternehmen zu überlassen zumindest als mutig zu bezeichnen, weil eine solche Konstellation meines Wissens weltweit einzigartig ist. Da Sie diese Entscheidung aber getroffen haben, sollte diesem Unternehmen zumindest die maximale rechtliche Sicherheit geboten werden, damit es erfolgreich seine Rolle zugunsten der Bürger Undersbergens spielen kann. Gleichzeitig muss ich als Abgeordneter der Nationalversammlung darauf achten, dass die Interessen der Föderation gewahrt bleiben. Das sind die zwei Gründe, warum ich mir noch nicht sicher bin, dass der Vertrag, den ich mir von Herzen wünsche, der vorliegende ist.


    Der Herr Föderationspräsident hat im Verlauf dieser Debatte auch schon angedeutet, dass manche Regelung auch als kurzfristige Hilfe zu verstehen ist. Auch andere Teile des Vertrags wären kurzfristig tolerierbar, aber sind möglicherweise keine langfristig tragfähige Grundlage für die Verbindung zwischen Underbergen und der Föderation. Bevor ich Fragen zu Details stelle, würde ich daher gern erst einmal Ihre Meinung hören, auf welche Dauer dieser Vertrag Ihrer Meinung angelegt ist. Geht es um eine kurzfristige Zwischenlösung, die nach einiger Zeit ersetzt werden soll, oder soll der Vertrag doch eine langfristige Grundlage sein? An sich würde der Vertrag in der vorliegenden Fassung bis zur Kündigung durch Underbergen gelten, aber wäre eine solche Kündigung die Einleitung des nächsten Schritts des Plans, oder eine Abweichung vom Plan?

  • würde den freundlichen Herrn mit Namen ansprechen, wie es der Höflichkeit gebührt, wenn er seinen Namen kennen würden.


    Vielen Dank für Ihre ehrlichen Fragen.


    Ich entnehme Ihren Ausführeungen, dass Sie fragen welche Vision das Underberger Volk hat.
    Wir haben im Rat und im Volk verschiedene Visonen diskutiert, sind aber zum Schluss gekommen, dass diese im Moment - ich betone: im Monent - nicht zu realisieren sind.


    Diese beinhalten auf Lange Sicht eine Vereinigung mit Schwion, und damit mit der Föderation.


    Mittelfristig und ein aus unserer Sicht recht bald notwendiger Schritt - auch im Hinblick auf den hier zur Debatte stehenden Vertrag eine Währungsunion. Ich habe diesbezüglich auch erste Gesprächge mit dem präsidenten geführt, hier gibt es aber noch nichts spruchreifes

  • Sehr geehrter Herr Bürgermeister,


    auch ich meinerseits möchte ich mein Mitgefühl mit meine besten Wünsche für die Zukunft Underbergens ausdrücken. Erst kürzlich habe ich mir von der Situation vor Ort selbst ein Bild vom Ausmaß der Zerstörungen einerseits machen können. Andererseits aber habe ich auch den Mut und Willen der Underberger erkennen können, ihre Stadt wieder aufzubauen.


    In der hier zu behandelnden Sache schließe ich mich in vielen Dinge dem Kollegen Henrikson an. Ihre Streben, dass die Turanische Föderation Hilfe angedeihen lässt, ist berechtigt und ich bin als Volksvertreterin auch bereit, diese Ihnen zukommen zu lassen - allein schon aus humanitären Gründen und solchen, die sich in einer verträglichen Nachbarschaft zu ergeben haben. Aus ihren Ausführungen ergibt sich für mich jedoch keineswegs der Sachzwang, die Logik, geschweige denn die Notwendigkeit einer Organisation Ihres Staatswesens dem turanischen Gesellschaftsrecht zu unterwerfen statt beispielsweise eine Assoziation im Bereich der Außen- und Verteidigungspolitik sowie eine nachhaltige Hilfe im Wiederaufbau zu erreichen. Was dabei die Gegenleistungen Ihrerseits sind, das ist dabei freilich noch nicht angesprochen. Jedenfalls fehlt mir derzeit noch das Verständnis, wie sich ein Staat - und nichts anderes ist Underbergen trotz aller Herausforderungen im Status quo - in privatrechtlicher Verfassung revitalisieren möchte. Ich sehe da zutiefst verfassungsrechtliche Sachverhalte, die auch nicht im Verlauf dieser Debatte zu klären sind. Zentral ist dabei für mich die Frage, wie Sie hoheitliche Akte, und diese sich für die Organisation von Gemeinwesen immer nötig, formulieren umsetzen wollen. Der vorliegende rudimentäre Entwurf eines privatrechtlichen Staatswesens scheint mir eher der feuchte Traum eines Anarchokapitalisten zu sein denn ein gescheites Zukunftsmodell für Underbergen.


    Bitte, Herr vom Sendrak, verstehen Sie mich richtig. Es liegt mir einiges daran, dass Underbergen wieder auf die Beine kommt, gern perspektivisch auch im Schoß unserer Föderation, aber, wie der Kollege Henrikson schon anmerkte, bitte ohne Experimente, mit klaren Vorstellungen von Ihrer Seite, der Ihres Volkes sowie derjenigen - und da kommen wir Parlamentarier ins Spiel - der Turanischen Föderation. Das heißt, dass wir Sie bei dem Wiederaufbau von Staatlichkeit unterstützen, dass Sie im Gegenzug aber auch anerkennen, dass es Staatlichkeit bedarf, um Ihr Gemeinwesen wieder auf stabile Beine stellen.

  • Wenn ich mich kurz als eine der Kräfte hinter dieser Idee zu Wort melden darf: Die derzeitige Situation ist gewissermaßen daraus entstanden, dass Underbergen Optionen und Motivation für den Wiederaufbau fehlen.
    Um Underbergen eine langfristige und nachhaltige Perspektive zu geben, müssen dort Unternehmen angesiedelt werden und Arbeitsplätze entstehen. Das soll der - noch verbesserungsfähige - Vertrag in direkter Konsequenz für Underbergen und alle dort lebenden Menschen leisten.