"Nun, königliche Hoheit, seit alters her produzieren wir Byssus, eine Muschelseide, die so zugstark wie moderne Kunstfasern ist. Im Jahre 2711 - das ist nach der Zeitrechnung der Aussenwelt 1958 - entdeckte ein damals noch junger Forscher, Pericles Agrippa, dass diese altbekannte Faser unter den Bedingungen des Ephèbe-Sees in großem Maßstab produziert werden kann. Die entsprechende Muschel gedeiht sowohl in unserem seichten Binnenmeer, dass nirgendwo tiefer als 8 m, allerhöchstens 10 m tief ist als auch im Ephèbe-See, der wiederum geradezu bodenlos tief ist. Ich kenne nicht das genaue Verfahren, weiß aber, dass, wenn die Muscheln unter hohen Druck gesetzt werden, indem man sie in die Tiefen des Sees bringt, vermehrt Fasern produzieren. Und nicht nur dass: Es entsteht eine Nanofaser, die stärker als Stahl ist. Seit dem Jahre 2716, also 1963 christlicher Zeitrechnung, hat nun die Priesterschaft gestattet, aus diesen Fasern Hüllen für Wolkengaleeren, Luftschiffe, zu fertigen. Und im vergangenen Jahr gelang es dem Konstrukteur Titus Aérius Photosynthese betreibende Organismen des Meeres in die Nanofasern selbst einzubinden und sie dadurch Elektrizität produzieren zu lassen. Folien, die seither auf die Luftschiffhüllen aufgebracht werden und in Zukunft direkt in die Fasern der Hüllen eingewebt werden sollen. Wenn es uns gelingt umweltschonende und leichte Batterien zu fertigen, werden wir wohl drastisch weniger der anderen Energieträger benötigen. Die Technologie ist noch nicht für industrielle Zwecke nutzbar, aber Licht- und Strombedarf eines Luftschiffes kann bereits gut abgedeckt werden. Wir forschen da weiter."
Sitz des Talli-Teshup
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"Gerne, königliche Hoheit. Ich beordere eine Wolkengaleere hierher."
Auf einen unmerklichen Wimpernschlag des Präfekten eilt ein Beamter des Hofes herbei. "Bewaffnet" mit einer Holztafel, in die Wachs in einer Vertiefung eingelassen ist. Mittels eines bronzenen Stylus hält er die Anordnungen seines Vorgesetzten fest, verneigt sich vor dem Prinzen und dem Präfekten und enteilt.
"Eine Wolkengaleere macht sich nun auf den Weg, königliche Hoheit. In einigen Stunden wird sie hier sein."
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"Gerne, königliche Hoheit."
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Bitte.
Weist einladend auf das Tablett.
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Der Präfekt nimmt sich noch etwas...
"Wirklich vortrefflich."
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Nickt erfreut.
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Man speist und plaudert einige Zeit, da wird ein Brummen hörbar. Ein 300 - Meter - Gigant erscheint am Himmel.
"Hier S.A.L. - Wolkengaleere "Polhymnia". Wir bitten um Landeerlaubnis."
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Wären der Präfekt und der Prinz in der Stadt unterwegs, würden sie in nicht wenigen Augen von Bengalis Panik erkennen. Ein solches Ungetüm hat man hierzulande noch nicht gesehen. Irgendjemand, der dazu befugt ist, gibt der Wolkengaleere zu verstehen, sie möge am Rand der Stadt auf einem derzeit ungenutzten Acker landen.
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Die Wolkengaleere landet und ein freundlich lächelnder Herr in ladinischer Tracht entsteigt ihr. Ohne Schwert! Er erklärt einem der Zuschauer, der etwas mutiger wirkt, dass die Wolkengaleere auf den Wunsch des bengalischen Thronfolgers hier sei.
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Die mutigeren unter den Bengalis treten näher und bestaunen das riesige Luftschiff.
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Lächelnd winken die Ladiner die Bengalis heran. Sollen sie dieses "Ungetüm" nur ganz genau inspizieren. Sie werden sehen: Hier ist nichts Bedrohliches.
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Die besonders Mutigen würden sich das Ungetüm gern von innen ansehen.
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Die Türen öffnen sich und Treppen werden ausgefahren. Freundlich lädt man die Bengalis ein, sich den Giganten von Innen anzusehen: Die komfortablen Kabinen für die Fahrgäste, die Aussichtsdecks, mehrere kleine Restaurants (möglicherweise wird es ja bald Restaurants mit bengalischer Küche geben?), ein kleiner Kinosaal, eine Therme (eine Art "Sauna" also), kurz und gut: Alles, was auch Oceanliner zu bieten haben. Die Ausstattung: Vom Feinsten! Alles sieht nach Marmor und Gold aus, jedoch besteht beinahe Alles an dieser Ausstattung aus jenem Kunststoff, aus dem auch die Hülle des Schiffes geschaffen wurde.
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Etwas skeptisch und interessiert zugleich sehen sich die Einheimischen die Wolkengaleere von innen an. Das Staunen nimmt kein Ende.
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Man bietet in den Restaurants einge Kleinigkeiten an. Internationaler Herkunft. Ausserdem fragt man höflich, ob man den Thronfolger und dessen Gast zur Wolkengaleere herbei bitten könne?
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Der Talli-Teshup ist in diesem Moment dabei, sich gemeinsam mit dem Präfekten auf den Weg zu machen.
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Der Präfekt ist sehr gespannt auf die Reaktion des Thronfolgers.
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Ali nähert sich dem Ungetüm gemeinsam mit Niketas. Mit jedem Schritt wird sein staunender Blick offensichtlicher.
