Ein Wagen des Außenministeriums fährt vor und es steigen der Außenminister und der Regierungschef und Außenminister Amintore Fanfani aus. Beide betreten, nachdem sie kurz das Hofbräuhaus von außen begutachtet haben, die Lokalität und werden nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Kellner zu ihrem Tisch geleitet. Dort lassen sich beide nieder. Ihnen wird die Speisekarte gereicht.
Was für interessante Dinge diese Speisekarte enthält. Herr Ober, ich nehme ein Turaner Hofbräu, sowie ein helles Turaner Weiße. Als Vorspeise hätte ich gerne den Hermannstädter Schinken und als Hauptgang den Königsschmaus nach Art des Hauses.
Minister Back, Turanien hatte einst auch einen König?
Der Ober wendet sich Franz zu.
Für mich auch das Turaner Hofbräu. Dann hätte ich gerne das Kaiserschmarrn und ein Schweineschnitzel turanischer Art als Hauptspeise.
Der Ober geht in Richtung Küche.
Nicht ganz. Turanien bestand um das Jahr 660 rum aus einzelnen Stämmen, welche teilweise auch Könige oder Stammesführer hatten. Um das Jahr 911 rum entstand das Turanische Kaiserreich unter dem Stammesherzog Siegfried von Targonia. Dieses Kaiserreich bestand bis etwa 1823. 1821 hat Kaiser Karl VI. nach wachsender Unzufriedenheit der Bürger einen gewaltsamen Aufstand blutig niedergeschlagen, sodass bis 1823 ein Bürgerkrieg in Turanien wütete. Dieser endete mit dem Amtsverzicht des Kaisers im selben Jahr.
Danach etablierten sich sechs unabhängige Staaten, teilweise mit Königen an deren Spitze. Aus diesen Staaten ging etwa 1884 der Turanische Bund hervor, ein politischer Staatenbund, welcher 1914 gar eine gemeinsame Armee aufstellte. Erst am 18. Oktober 2002 wurde durch unseren Generaladministrator die Föderation Turanischer Republiken ausgerufen, welche den politischen Staatenbund ablöste und erstmals seit 1823 hatte Turanien wieder einen geeinten Nationalstaat. Danach wurde am 6. April 2010 die Republik Turanien ausgerufen, welche die damalige Föderation untergehen ließ. Erst 2013 nahm Turanien wieder die heutigen Föderalen Strukturen an. So wurde am 30. Juli 2013 die heutige Turanische Föderation geboren.
Franz holt kurz Luft
Soweit ein kurzer Exkurs in Turanischer Geschichte.
Ich schließe mich bei der Bestellung dem Herrn Minister an, vielen Dank.
Sehr interessant die turanische Geschichte. Beeindruckend erachte ich besonders, dass ein Band quer über den Kontinent gespannt wurde und Staaten unter einem gemeinsamen Dach leben trotz ihrer Entfernung. Dies zeigt mir deutlich wie gut die Förderation funktioniert.
Daher wäre es dem Königreich Großnovarien eine große Freude die Beziehungen zur Förderation auszubauen und zu intensivieren, insbesondere würden wir uns über eine Zusammenarbeit mit Ascaarun sehr freuen.
Amintores Telefon bimmelt.
Scusi, das ist wichtig. Der König.
Amintore nimmt den Anruf entgegen und hört stillschweigend zu. Er wirkt blass als er auflegt.
Bitte verzeihen Sie, ich muss Sie informieren, dass ich als Regierungschef entlassen wurde und nur noch als Außenminister mit Ihnen spreche, hier aber das volle Vertrauen des des Protettore del Regno Primo Berlinguer. Der König hat diesem alle seine Machtbefugnisse übertragen und obendrein zum Chef unserer Streitkräfte erklärt.
Franz wartet bis Amintore fertig telefoniert hat. Er bemerkt wie blass der nun nur noch Außenminister auf ein mal wird.
Geht es Ihnen nicht gut? Ist etwas passiert?
Franz hört seinen Ausführungen zu
Wenn mich mein Wissen über Ihr Land nicht allzu sehr täuscht, hat Ihr König also diesem Herrn Berlinguer sowohl die Befehlsgewalt über die Streitkräfte als auch die Amtsgeschäfte, und damit die Rechte & Pflichten, des Königs übertragen?
Franz wirkt nachdenklich, während er auf die Antwort seines gegenüber wartet. Er tippt ein wenig auf seinem Mobilfunkgerät herum und steckt es sodann wieder weg.
Sie haben es treffend zusammengefasst. Und Sie erleben mich ehrlich gesagt völlig überrascht. Dies hat niemand erwartet. Der König hat seine Entscheidung bisher nicht begründet und scheint verschwunden. Über Mediana und Tiezzo kam es gar zu Flugshowen der Luftwaffe um die neue Macht gebührend zu feiern. Berlinguer, vormals ein General des novarischen Heeres, wandte sich nun an die Parteien und den Reichsrat, in dem der novarische Adel und der Klerus versammelt sind, und bot diesen eine enge Zusammenarbeit an.
Damit Sie sich nicht wundern, ich habe die ausdrückliche Anweisung in meinem Amt als Außenminister tätig zu bleiben und meinen Besuch unbedingt fortzusetzen.
Franz nickt während er den Ausführungen von Amintore zuhört. Zwischendurch vibriert sein Mobiltelefon mit einer Zusammenfassung eines Briefes. Augenscheinlich hat ein Mitarbeiter des Außenministeriums von diesem und seinem Inhalt wind bekommen. Die Nachricht enthält noch einige weitere Infos.
Verstehe. Das heißt also einem ehemaliger Offizier wurden von Ihrem König die Befehlsgewalt über die Streitkräfte als auch die Rechte & Pflichten Ihres Königs übertragen, darauffolgend finden Flugshows zu Ehren dieses Offiziers statt und ein oder zwei Ihrer Provinzen setzen Ihre Garden in Alarmbereitschaft. Und der König hat seine Entscheidungen bisweilen noch nicht begründet und scheint verschwunden zu sein. Ich mag es nicht aussprechen, an was ich gerade denke, aber vielleicht wissen Sie schon woran ich denke. Könnte das zutreffen?
Ein Putsch. Dieser Gedanke kam mir auch.
Neueste Meldungen scheinen dem jedoch zu widersprechen. Berlinguer hat sich dem Reichsrat gegenüber erklärt und hat heute bereits den Kaiser von Nordharnar empfangen und empfängt am Donnerstag hohe Würdenträger Futunas. Auch die vielen persönlichen Berichte aus der Heimat zeigen mir, dass wir nicht von einem Putsch ausgehen können. Unser König ist immer für eine Überraschung gut. Schonmal übertrug er seine Macht, um sich in Kur zu begeben. Diesmal begründete er seine Entscheidung jedoch noch nicht.
Vielleicht auch seine Art sich der vielen Paparazzi zu entziehen?!
Da meine Anweisung lautet wie gehabt zu verfahren, sind wir noch immer an engen und guten Beziehungen interessiert, insbesondere an einer engen Zusammenarbeit mit Ascaruun.
Das Telefon des Außenministers schellt. Die Nummer vom stellvertretenden Präsidenten wird angezeigt.
Rrring. Rrring. Rrring.
Verstehe, entschuldigen Sie das ich den Gedanken äußerte. Verstehen Sie aber dennoch meine Sorge und das ich das zukünftig noch näher beobachten werde.
Kommen wir aber zurück zu dem Anliegen Ihres Besuches, dem Aufbau einer guten Beziehung unser beider Länder.
Das Telefon vibriert wie verrückt. Franz schaut kurz drauf und erkennt die Rufnummer. Er deutet kurz auf das Telefon.
Entschuldigen Sie mich kurz? Da muss ich ran gehen.
Franz nimmt das Telefonat entgegen.
Franz Back. Guten Tag Herr Kollege, was kann ich für Sie tun?
Aber natürlich.
Amintore liest die neuesten Meldungen aus der Heimat und schaut besorgt drein. Er murmelt immer wieder.
Jetzt macht alles Sinn. Natürlich. Jetzt macht alles Sinn.
Hallo Herr Kollege Back, schön, dass ich Sie erreiche. Sie sind sicherlich auch schon über die Vorgänge in Gran Novara informiert worden. Nach meinen Informationen und entsprechend den Presseberichten, befindet sich der nun ehemalige Premier Gran Novaras, Fanfani in der Föderation. Auf Nachfage in Ihrem Haus wurde mir mitgeteilt, dass er sich in Ihrer Begleitung befindet. Ist dem so? Und wenn ja, wo sind Sie aktuell? Und zuletzt, könnten Sie organisieren, dass ich mit Herrn Fanfani persönlich über seine Sicht auf die Entwicklung in seinem Heimatland sprechen kann?
Der Regierungschef der Eidgenossenschaft Ascaaron, Scrivant hat in einem Schreiben an die Föderationsregierung seine Sorge über die Entwicklungen in dem direkt an Asacaaron grenzende Novarien geäußert und um die Einschätzung der Föderationsregierung dazu gebeten. Und von wem könnte man wohl zuverlässigere Informationen erhalten, als von Herrn Fanfani. Also, ich wäre auch gern bereit, zu Ihnen und Ihm zu kommen, egal, wo Sie gerade sind.
Ja, das ist mir schon zu Ohren gekommen. Wir sitzen derzeitig im Hofbräuhaus und warten noch auf unsere Bestellung. Wir könnten sogleich danach zur Hofburg kommen, ich denke das wäre der bessere Ort, oder was meinen Sie?
Wenn der Kellner denn mal kommt.
Franz schaut Richtung Kellner, welcher merkt was er vergessen hat. Er bringt binnen kurzer Zeit sowohl die Getränke als auch das Essen.
Ja, Herr Kollege, ich stimme Ihnen zu, kommen Sie doch mit Herrn Fanfani in die Hofburg. Aber genießen Sie erst in Ruhe Ihr Essen im Hofbräuhaus und lassen Sie unseren Gast die Annehmlichkeiten und unsere Gastfreundschaft genießen.
Grüßen Sie Herrn Fanfani von mir und bis später dann.
Bei Smalltalk nimmt man das vorzügliche Essen ein.
Das werden wir so machen. Die richte ich aus. Bis später Herr Kollege.
Nachdem Franz aufgelegt hat und das Essen mittlerweile da ist wendet er sich wieder Amintore zu.
Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit.
Der Stellvertrende Präsident hat uns für später in die Hofburg eingeladen, dort können wir dann auch sicherlich erste Gespräche über mögliche Formen der aufzubauenden Beziehung unser beider Länder führen.
Franz isst einen ersten Happen
Ich bitte Sie!
Sehr gerne, eine große Ehre.
Dann ist das ja geritzt.
Franz scheint zufrieden und genießt das köstliche Essen sehr.
Weit besser als der Kantinenfraß im Ministerium.
Da wir ja jetzt ein wenig Zeit noch vor einem offiziellen Gespräch haben, darf ich Sie fragen was Sie vor Ihrem politischen Amt gemacht haben?
Ich habe nach der Schule und einigen Jahren bei der Königlichen Armee, ich wurde Unteroffizier, Internationale Beziehungen in Mediana studiert. Mein Vater war Goldschmied und somit konnte sich die Familie erlauben sechs der neun Kinder studieren zu schicken. Danach habe ich im Botschaftsdienst des Außenministeriums gearbeitet. Astor, Albernia, Severanien, Barnstorvia und Targa waren meine Stationen. Im Anschluss betreute ich als Beauftragter der Königlichen Regierung verschiedene Projekte im Bereich Kultur rund um die novarischen Minderheiten in Targa und Astor. Anschließend war ich Teil des Leitungsstabs der medianisch-astorischen Wirtschaftsexpo, um anschließend eine Art Staatssekretär im Außenministerium zu werden. Somit stellt die Tätigkeit im königlichen Außendienst einen Großteil meines Lebens dar. Nebenher habe ich aber auch geheiratet, bin siebenfacher Vater und habe bereits zwanzig Enkel. Der Herrgott meinte es also gut mit mir.
Was haben Sie früher getan?
