• Für den 20. Januar wird eine Versammlung im Hofbräuhaus angemeldet. In einem Nebensaal soll die Gründung einer Organisation vollzogen werden, die derzeit noch geheimnisvoll als "KSE in Gründung" firmiert. Ansprechpartner ist ein Joachim Engelbrecht. Wer die gängigen Datennetze zu nutzen weiß, der könnte herausfinden, dass Engelbrecht bis vor einiger Zeit Dozent für politische Wissenschaften an der Olaus-Borg-Universität war.

  • Die Werbetrommel für die Versammlung ist angelaufen. Zusätzlich zu Flugblättern und Plakaten hat eine Kampagne im Internet begonnen. Wirklich schlau wird man daraus aber auch nicht. Klar wird nur, dass es offenbar um eine politische Versammlung tendenziell linker Ausrichtung geht.

  • Mit einiger Verspätung kommt Engelbrecht ins Hofbräuhaus und ergreift das Wort. Anwesend sind weniger Menschen als erhofft. Aber immer noch genug, um die Veranstaltung nicht als Fehlschlag verbuchen zu müssen. Offenbar konnte man aufgrund der Geheimhaltung nicht mehr potenzielle Mitstreiter erreichen. Immerhin sind auch einige Schwionen hier.


    Meine lieben Mitbürger, Genossen!


    Im vergangenen Jahr hat unsere Föderation ihren 20. Geburtstag gefeiert. Seit der epochalen Zäsur von 2002 musste sich unser Land immer wieder neu erfinden. Es wurde vom Staatenbund zum Bundesstaat, dann zum dezentralen Einheitsstaat – und wieder zur Föderation. Im Laufe der Jahre nahm unser Bundesstaat erst Schwion auf, dann San Bernardo und schließlich Ascaaron. Wir glauben, dass nun die Zeit gekommen ist, unsere Föderation wieder neu zu denken. Nicht von rechts, wie dies in den vergangenen 20 Jahren und mehr geschehen ist. Nicht aus der Perspektive der Besitzenden, der Mächtigen, nicht von oben. Sondern von links, von unten, vom Volke!


    Meine lieben Mitbürger, Freunde und Genossen! Ich präsentiere Ihnen die neue politische Kraft von links: den Kampfbund für Sozialistische Erneuerung! Wir wollen in Zusammenarbeit mit allen progressiven Kräften unseres Landes die Turanische Föderation umkrempeln. Vom Kopf auf die Füße stellen. Ein echtes demokratisches Staatswesen schaffen. Eine Wirtschaft, die nicht dem Profit, sondern dem Volke dient. Und die unter Kontrolle des Volkes steht.


    Aus dem Bundesstaat Turanische Föderation soll eine echte demokratische Räterepublik erstehen. Mit demokratischer Mitbestimmung auf allen politischen Ebenen: von den Gemeinden über die Kreise und Bezirke bis zu den Ländern und dem Gesamtstaat. Auf allen Ebenen wollen wir Räte bilden, die den Willen des Volkes der Föderation nach oben transportieren und so für eine bestmögliche Transparenz und Repräsentanz führen. Die sogenannte repräsentative Demokratie und der Parlamentarismus sind zu anfällig für Missbrauch. Sie dienen nicht dem Volke, sondern nur den Partikularinteressen einiger weniger.


    Darum, Freunde und Genossen, schreibt Euch ein in die Unterstützerlisten des Kampfbunds für Sozialistische Erneuerung! Lassen wir gemeinsam die rote Fahne des Fortschritts, der Gerechtigkeit und des demokratischen Sozialismus über Turanien wehen! Lang lebe der Neuanfang – lang lebe die Sozialistische Turanische Räte-Föderation!


    Von einigen Seiten ertönt stürmischer Applaus. Engelbrecht hätte sich freilich etwas mehr Enthusiasmus gewünscht. Aber für den Anfang nicht schlecht...

  • Sarah war nicht selbst vor Ort, lässt sich aber von einem Mitarbeiter von der Versammlung berichten. Grundsätzlich begrüßt sie eine linke Kraft – aber muss es so militant-kämpferisch sein?


    Eine linke Kraft ist ja grundsätzlich zu begrüßen. Aber muss es gleich so militant-kämpferisch sein...?

  • Nach Engelbrechts Rede bilden sich im Saal kleinere Gruppen, die miteinander diskutieren. Einzelne Besucher tragen sich in die bereitstehenden Listen für KSE-Neumitglieder ein. Engelbrecht selbst und einige Helfer gehen durch den Saal und ermutigen die Anwesenden, sich ebenfalls einzutragen. Nils Ritter steht etwas abseits, fällt Engelbrecht auf. Er geht auf den jungen Mann zu.


    Guten Tag, junger Mann. Hat Ihnen der Vortrag gefallen?