Beiträge von Maria Elisabeth von Sternberg

    Verena Hammerschmidt

    Immer wieder? Vielleicht – aber doch wohl nur einmal in vielleicht 100 Jahren. Ich wüsste jedenfalls keine größere Umwälzung seit Erscheinen von Sternbergs Buch "Gott und Mensch".
    Aber wie dem auch sei: Wichtig ist, dass sich der Glaube immer neu justiert. Wo wären wir denn, wenn die Menschheit ihre religiösen Überzeugungen nicht an das fortschreitende Wissen angepasst hätte? Wir würden – christlich gesprochen – noch immer von einer Sieben-Tage-Schöpfungswoche ausgehen. Als turanische Heiden würden wir immer noch glauben, unsere Welt seit als Ei des Urvogels entstanden. Mit einem aufgeklärten Menschsein hat das doch nun wirklich nichts zu tun, oder?

    Verena Hammerschmidt

    Philosophie ist nie ganz eindeutig und lässt gewisse Interpretationsspielräume offen. Sie ist ja kein Gesetzestext oder ein kirchliches Dogma. Herr von Sternberg wollte ja auch ausdrücklich bestimmte religiöse Fragen nicht abschließend klären. Sein Grundsatz war aber: Wissenschaft kommt vor Religion und Theologie. Erst, wenn die Physik auf eine bestimmte Frage keine Antwort zu geben imstande ist, kann der glaube beginnen.

    Verena Hammerschmidt

    Elisæum... ;)
    Nein, hier werden keine kultischen Feiern abgehalten. Wir sind schließlich kein Kult oder eine Religion. Wir sind eine philosophische Schule, die Anhänger verschiedener Religionen umfasst und anspricht. Die größte Gruppe stellen sicherlich Christen, aber sie werden auch Muslime und Juden bei uns finden. Oder Agnostiker. Tatsächlich werden die meisten unserer Anhänger letztlich eine Art von Agnostiker sein.
    Natürlich steht bei uns die Lehre im Vordergrund, also in Gestalt von Vorlesungen, Seminaren und Vorträgen. Darüber hinaus finden Sie die Zentrale der Kronstadtschulen und -kindergärten sowie unseres Hilfswerks.

    Verena Hammerschmidt

    Ich glaube nicht, dass sich das widerspricht. Die Sternbergsche Philosophie macht nur eine klare Trennung zwischen der materiellen, d.h. physikalisch erforschbaren und der immateriellen jenseitigen Welt. Viel klarer als die Grenze, die Kirche oder Esoteriker ziehen.

    Verena Hammerschmidt

    Nein, ganz und gar nicht. Da er von einem schöpferischen Gott ausging, der jenseits der materiellen Welt lebt, war er überzeugt, dass das Bewusstsein des Menschen nach seinem Tod in diese jenseitige immaterielle Welt hinüberwechseln würde. Dem Glauben an Geister, Spuk und dergleichen erteilte Herr von Sternberg aber eine klare Absage: Das Jenseits könne nicht auf das Diesseits einwirken. Als in den 60er Jahren die ersten Nahtoderfahrungen publik wurden, war Sternberg einer der heftigsten Kritiker jener Autoren, die darin einen Beweis für die Trennung der Seele vom Körper sahen. Für ihn gab es keine Seele, sondern nur ein im Gehirn angesiedeltes Bewusstsein, das über den Tod hinaus in anderer Form weiterexistiert.

    Verena Hammerschmidt

    Wie gesagt: Falls Sie ihm mal begegnen.
    Herr von Sternberg ist davon ausgegangen, dass das irdische, materielle Leben eine Art unvollkommener Vorstufe zu einem immateriellen Leben nach dem Tod ist. Dieses zweite Leben wäre gleichsam die Einheit jeder einzelnen Seele mit dem "allmächtigen Guten".

    Verena Hammerschmidt

    Natürlich hat die Kirche – Sie wissen das bestimmt besser als ich – dieses Bild nie offiziell gelehrt. Aber am "personalen Gott" hält sie bis heute fest. Herr von Sternberg dagegen wollte Gott völlig "entmenschlichen", wenn Sie so wollen. Alle Gottesbilder und -mythen waren für ihn bloße Erfindungen, die der wahren Natur Gottes nicht einmal im Ansatz gerecht werden. Für ihn war Gott etwas abstraktes, für Menschen nicht fassbares: das "allmächtige Gute". Deshalb brauchte er auch keine Dämonen oder Teufel. Das "Böse" in der Sternbergschen Philosophie ist schlicht die Abwendung vom Guten. Keine Hölle – das war den Priestern der 40er Jahre schlecht zu vermitteln... :D

    Verena Hammerschmidt

    Lächelt kommentarlos und setzt sich.


    Bestimmt interessiert Sie als katholischer Priester vor allem unser Gottesbild. Hier dürften auch die größten Unterschiede zur Amtskirche festzustellen sein. Leopold von Sternberg kannte aus seiner Kindheit und Jugend das klassische Bild: Gott als netter älterer Herr mit grauem Bart. Das hat ihn nicht überzeugt. Sie kennen vielleicht den alten Philosophen-Spruch: "Wenn Pferde Götter hätten, würden sie wie Pferde aussehen"?