Beiträge von Kurt Zuchtriegel

    Dann herzlich willkommen bei uns! Mein Name ist Kurt Zuchtriegel, ich bin Vorsitzender des hiesigen Gewerkschaftsbundes. Wenn Sie möchten, biete ich Ihnen für die Übergangszeit ein Zimmer im Gewerkschaftswohnheim an.

    Haudruff ist reichlich erstaunt über das unkonventionelle Vorgehen der Kollegen in Thorshaven. Nichtsdestotrotz findet er Gefallen an der kämpferischen Parole der Werftarbeiter. Seinem Gegenüber gibt er eine Visitenkarte, verbunden mit der Bitte, ihn zu kontaktieren, wenn die Streikleitung wieder auftaucht. Dann geht er weiter, um den nächsten Arbeiter zu befragen.

    Ein Vertreter des TGB-Vorstands reist nach Thorshaven, um sich die Situation vor Ort anzusehen. Als er am Werftgelände eintrifft, wirkt er dort mit seinem Nadelstreifenanzug irgendwie deplatziert unter all den Arbeitern in Werftmontur. Er geht auf den erstbesten Streikenden zu und spricht ihn an.


    Guten Tag, Kollege. Mein Name ist Rüdiger Haudruff, ich bin hier im Auftrag des Turanischen Gewerkschaftsbundes. Ist es möglich, mit der hiesigen Streikleitung zu reden?

    Der TGB beginnt sich für die Demonstrationen in Thorshaven zu interessieren. Der Vorstand lässt bei der Streikleitung der Werft anfragen, ob eine TGB-Basisgruppe oder eine konkurrierende Gewerkschaft an den Versammlungen beteiligt ist oder ob es sich um unabhängige Beschäftigte handelt.

    Einige Arbeiter flüchten vor den Beamten, andere bleiben noch immer demonstrativ sitzen, wieder andere beginnen damit, den Beamten Beleidigungen entgegenzuschleudern. "Scheißbullen!", ist immer wieder zu hören.

    Die Durchsage der Polizei löst bei vielen der versammelten Arbeiter eine Schockstarre aus, die sich nur langsam löst. Dann, nach einigen Minuten, beginnen die ersten Menschen, den Platz zu verlassen. Andere bleiben demonstrativ stehen oder setzen sich hin. Eine kleine Minderheit alkoholisierter Protestierer beginnt hingegen, die Beamten anzupöbeln.

    Ihre Leser sollen wissen, dass der Turanische Gewerkschaftsbund vor dem Konflikt mit den Reichen und Mächtigen dieses Landes nicht zurückschrecken wird. Wir werden die Rechte des Arbeiters verteidigen - komme, was da wolle.

    Ich verstehe schon, was Sie sagen wollen. Sie suchen einen Schuldigen. Doch den werden Sie unter uns Arbeitern nicht finden. *atmet deutlich hörbar ein und wieder aus* Wenn Sie mich dann nicht mehr brauchen, wünsche ich einen schönen Tag, Herr... äh... Trebbin!

    Die Polizei reagiert völlig überzogen. Die Belegschaft stellt durch ihren friedlichen Protest keine Gefahr für die Öffentlichkeit dar. Das Verhalten der Sicherheitskräfte zeigt leider erneut, dass sich der turanische Arbeiter nicht auf die Obrigkeit verlassen kann. Er muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.

    Dass unsere Arbeiter die öffentliche Sicherheit und Ordnung stören, halte ich für üble Unterstellung. Diese Männer und Frauen möchten nicht anderes, als in dem Werk dort drüben ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die stehen jetzt vor dem völligen Nichts, von einem Tag auf den anderen. Und Ihr Uniformierten habt nichts besseres zu tun, als hier irgendwelche "Spielregeln" zu zitieren. Typisches turanisches Beamtentum ist das!

    Welche Rolle Herr Fräse spielt oder gespielt hat, mag ich nicht zu beurteilen. Die Regierung jedenfalls bekleckert sich gegenwärtig nicht gerade mit Ruhm. Tut nichts und hetzt stattdessen die Polizei auf harmlose Arbeiter! Ich bin sicher, das wird auch für die Verantwortlichen in der Politik unangenehme Folgen haben. Spätestens bei der nächsten Wahl. Ich bin jedenfalls nicht gerade überzeugt, dass sich an der - sagen wir - passiven Haltung der Regierung etwas ändern wird.

    Tatsache ist: Die Werksschließung und Demontage großer Teile der Produktionsmaschinen war ein gezielter Schlag gegen das turanische Arbeitertum. Die Belegschaft bestätigte mir gegenüber, dass es keinerlei betriebliche Gründe für die Schließung gibt. Das Werk war profitabel. Was also bezwecken die Eigentümer damit? Ich kann es mir nur so erklären: Der turanische Mohr hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen! Vermutlich werden bereits in dieser Minute irgendwo in einem Billiglohnland am anderen Ende der Welt die demontierten Maschinen wieder in Betrieb genommen, damit sich an ihnen moderne Lohnsklaven zu Tode schuften können. Ganz offensichtlich geht es den Eigentümern darum, noch ein paar Tura mehr herauszupressen. Das darf die Regierung keinesfalls hinnehmen. Sollten die Betreiber nicht einsichtig sein, rate ich zu Enteignung und Einfrierung sämtlicher Konten!