Beiträge von Francois Oberon

    Messe-Hostessen in knappen Outfits in den valorischen Farben Schwarz-Gold und Rot servieren interessierten Besuchern die valorische Nationalspirituose Anisée, einen Likör auf Anisbasis. Das Getränk wird in schlanken Gläsern kredenzt, die etwa drei bis vier Mal so viel Inhalt fassen wie ein turanisches Schnapsgläschen. Sie sind etwa zur Hälfte mit dem Likör und mit kaltem Wasser gefüllt. Die Flüssigkeit, die etwa zwei Drittel des Glases beansprucht, ist durch den Louche-Effekt milchig-trüb.


    Willkommen am Messestand des
    Conseil national valorien


    Der Valorische Nationalrat ist seit April 2016 die Exilregierung Valoriens. Zu seinen Vorgängerorganisationen zählt "La Valorie libre" (das freie Valorien). Die Arbeit des Nationalrats zielt auf die baldige Beendigung des seit 1941 bestehenden autoritär-militaristischen Marschall-Regimes in Valorien. Secrétaire du Conseil und damit Geschäftsträger der Exilregierung sind François Oberon und Francine de Courtenay, als "Président de la Valorie libre" (Präsident des freien Valorien) ehrenhalber fungiert Valéry-Hercule Auriol.


    Valorien steht seit 1941, seit einem blutigen Militärputsch gegen König Philippe Auguste III., unter der Herrschaft eines Großmarschalls, der die politische und militärische Führung in seiner Hand vereint. Volle Bürgerrechte gewährt das Regime nur jenen Männern und Frauen, die mindestens zwei Jahre in den Streitkräften dienten. Selbst das bedeutet aber nicht die volle Mitbestimmung. Tatsächlich liegt zumindest auf nationaler Ebene und in der Regierung die ganze Macht bei den Generälen und Marschällen.


    Daten und Fakten zu Valorien
    Informationen zur Hauptstadt Pressaq
    Valorische Fußballliga

    Unbedingt. Mit Frauen haben sie es in Pressaq nicht so.


    Ma chère Francine, würden Sie die Leitung der Sitzung übernehmen und den zweiten Sécretaire wählen lassen?

    Zählt die Handzeichen und bittet zur Gegenprobe. Die große Mehrheit stimmt für Francine, einige wenige enthalten sich.


    Très bien. Damit sind Sie gewählt, ma chère Francine. Herzlichen Glückwunsch!

    Non? Eh bien. Dann lassen Sie uns abstimmen. Ich bitte um Handzeichen: Wählen Sie Madame Francine de Courtenay zur Sécretaire des Conseil National?


    Hebt die Hand.

    Non non, Madame de Courtenay, ma chére Francine. Der "Président de la Valorie libre" soll ein Ehrentitel für den Vorsitzenden unseres Nationalrats sein. Nach dem Sturz des Regimes würde es selbstverständlich freie Wahlen geben. Da Monsieur Auriol den Conseil jedoch nicht selbst leiten kann, sollten wir einen oder zwei Secrétaires als tatsächliche Sitzungsleiter und Vertreter nach außen wählen. Ich stelle mich als Kandidat zur Verfügung.

    Monsieur de Clermont, ich verstehe Ihren Einwand. Allerdings: Auch der verachtenswerte Grand-Maréchal Gilles de Rais, die Ursache unseres nationalen Unglücks, soll erkrankt sein und die Amtsgeschäfte an seine Maréchals abgegeben haben. Gilles de Rais ist ein Symbol für das Regime von Pressaq – und Auriol ist ein Symbol des Kampfes gegen das Regime. Ich finde, das passt gut. Und ja, Monsieur Auriol würde die Wahl akzeptieren.

    C'est vrai, Madame.


    Räusper sich.


    Mesdames et Messieurs, ich darf Sie bitten, Platz zu nehmen. Nous voulons commencer.


    Wartet, bis sich alle gesetzt haben und fährt dann fort.


    Ich möchte Ihnen allen ganz herzlich danken. Danken für Ihr Erscheinen und Ihren unermüdlichen Einsatz für die Freiheit unserer Heimat Valorien. Ich erinnere mich noch gut, als ich das Vaterland bei Nacht und Nebel verlassen musste, um nicht in die Hände der Häscher des Regimes zu fallen. Meine Schwester haben sie damals erwischt. Sie saß mehrere Jahre hinter Gittern. Ich sage Euch: Die Diktatur muss ein Ende haben, la Valorie muss wieder frei sein! Unsere heutige Versammlung, die Patrioten aus allen Regionen des Vaterlands vereinigt, Konservative, Liberale und Sozialdemokraten, Christen und Nichtgläubige, Arbeiter und Bauern, Angestellte und Selbständige. Alle sind wir heute vereint, um die Befreiung der Heimat einzuläuten.


    Mesdames et Messieurs, wir wären an diesem geschichtsträchtigen Tag nicht hier ohne die Hilfe von Valéry-Hercule Auriol. Er war vor elf langen Jahren der erste Führer der valorischen Exilregierung, der Erste, der das Banner der Freiheit für alle sichtbar geschwungen hat. Er war es, der hier in Kronstadt, dieser kleinen turanischen Stadt, die Saat einpflanzte, die in naher Zukunft endlich aufgehen soll: die Saat eines freien und demokratischen Valoriens. Heute kann Monsieur Auriol leider nicht hier sein. Er ist über 80 und schwer krank. Inständig hofft er – und wir alle hoffen mit ihm –, dass er die Stunde der Freiheit noch erleben möge. Mesdames et Messieurs, ich möchte vorschlagen, Monsieur Auriol als Dank für seine Verdienste zum Président de la Valorie libre zu wählen.

    Etwa 20, Madame.


    In diesem Moment öffnet sich die Tür und zwei Messieurs betreten den Raum.


    Ah... Bonjour! Darf ich vorstellen? Madame Francine de Courtenay... Monsieur Georges Ribeaux und Monsieur Jean-Martin Grosseteste...

    Ah, Madame de Courtenay... welch eine Freude...!
    Bitte... geben Sie mir ein paar Tabletts ab. Das müssen nicht Sie alleine schleppen. Hier im Konferenzraum ist Platz.