Beiträge von Louis Fleischmann

    In der Bevölkerung macht das Gerücht die Runde, Großmarschall Gilles de Rais sei ernsthaft erkrankt und nicht mehr in der Lage, seine Amtsgeschäfte auszuüben. Von Krebs im fortgeschrittenen Stadium ist die Rede. Tatsächlich war der Militärmachthaber seit Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit oder den Medien zu sehen gewesen. Was das für das Land oder etwa seine angespannten Beziehungen zum Nachbarn Turanien bedeutet, ist völlig unklar. Gilles de Rais gilt als außergewöhnlicher Hardliner, aber auch in der Generalität hat der harte innen- wie außenpolitische Kurs der letzten Jahre viele Anhänger.

    In der Hauptstadt Pressaq konstituiert sich ein "Comité pour la Paix" (Komitee für den Frieden). In seiner Gründungsurkunde bezeichnen sich die Initiatoren als "valorische Patrioten", die sich zur "unteilbaren und souveränen valorischen Nation" und ihren "Errungenschaften auf den Gebieten der Technik, der Wirtschaft und der Wissenschaft" bekennen. "Eingedenk der glorreichen valorischen Geschichte" setze man sich nach innen hin für "gesellschaftlichen Zusammenhalt" und nach außen hin für "Frieden und Völkerverständigung" ein, heißt es weiter. Kritik an den Machthabern äußert die Urkunde nicht. Beobachtern ist daher nicht klar, ob es sich bei dem Komitee um eine Gruppe von Dissidenten handelt oder um eine Vorfeldorganisation des Regimes.


    In einem malerischen Fachwerkhaus in der Altstadt von Béarn hat die Bernländische Vereinigung ihren Sitz, der wichtigste Zusammenschluss der turanischstämmigen Minderheit der Bernländer. Bern nennen sie ihr Städtchen im Norden Valoriens. Die Minderheit hat ihren Ursprung im späten Mittelalter, als die Fürsten von Béarn turanische Siedler ins Land holten, die den südlichen Bernwald roden und sich dort niederlassen sollten. Seit dem Achtjährigen Krieg, der hierzulande "la Guerre de Douze Ans" (Zwölfjähriger Krieg) genannt wird, gehört das Gebiet zum valorischen Königreich. Seit dem Sturz der Monarchie 1941 hat sich die Situation der turanischstämmigen Minderheit drastisch verschlechtert. Diskriminiert vom Regime der Großmarschälle bekennen sich immer weniger Menschen im Norden Valoriens zu ihrer turanischen Abstammung. Die Bernländische Vereinigung versteht sich daher auch weniger als politische denn als kulturelle Interessenvertretung.