Kundgebung in Setterich

  • tritt zum Sprechen an das Mikrofon


    Aber ich bitte Sie, ich bin doch kein "hoher Besuch". Ich bin nur der von den Einwohnern der Republik Schwion gewählte Repräsentant dieses Landes, quasi der erste unter Gleichen. Und das auch vorerst nur noch ein paar Tage. Doch hier soll es, so wie ich das richtig verstehe ja nicht um, für oder gegen meine Person gehen.


    Wie ich Ihren Reden, auch schon bei der Demonstration in Turan, entnehmen musste, präsentieren Sie sich der Öffentlichkeit als Vertreter jener Bevölkerungsgruppen, die mehrheitlich seit Jahrhunderten im Bereich des Landesteils und jetzigen Landsbezirks Sinai siedeln. Und wie ich weiter erfahren habe, stellen Sie Forderungen nach der Abtrennung und Verselbständigung Sinais.


    Für mich wäre interessant zu erfahren, was die konkreten Forderungen und die Endziele Ihrer Bewegung sind und natürlich auch die Beweggründe für diese Forderungen und Ziele.

    fld_50.pngAttila Saxburger
    Landeshauptmann der Republik Schwion
    Vorsitzender Richter am Obersten Gerichtshof a.D.
    ____________________________________________
    Jeder kann sagen, was er denkt.
    Er muss es nur tun - Denken. (A.S.)

  • Wir sind Vertreter des sinaitischen Volkes, so ist es. Und wie Sie, Herr Landeshauptmann, richtig bemerkt haben, ist unser Ziel die politische Selbständigkeit für unser Land. Verstehen Sie uns nicht falsch: Wir hegen keinen Groll gegen die Schwionen und sind ihnen durchaus für die Hilfe dankbar, die sie uns in den Jahren der kommunistischen Diktatur, des politischen Neuanfangs sowie in der Union und seit der Fusion gewährten. Aber nun ist uns bewusst geworden, dass die Fusion kein Zusammenschluss unter Gleichen war, keine Zusammenarbeit, von der beide Partner profitieren: Sinai wurde geschluckt und spielt seither die Rolle des fünften Rads am Wagen, des ungeliebten Stiefkinds. Ist da nicht auch für Schwion eine Trennung die bessere Lösung? Noch einmal, Herr Landeshauptmann: Als Demokraten bieten wir den Schwionen und allen Völkern Turaniens die Hand in Freundschaft. Aber wir fordern auch unser demokratisches Recht! Und das heißt für uns Selbstbestimmung!

  • Nun sehr geehrter Herr Æmmenthal, Sie müssen mir schon zugestehen, dass ich Ihnen das mit dem fehlenden Groll gegen die Schwionen nicht so ohne weiteres abnehme. Wenn ich mir die Parolen auf Ihren Demonstrationen so anschaue, ist da schon ein gehörig Maß an Groll, ja schon Wut gegen die Schwionen herauszuhören.


    Und wenn Sie auch hier postulieren, dass Sinai seinerzeit von Schwion geschluckt wurde und nun das fünfte Rad am Wagen sei, sind das nicht gerade Argumentationen, die von einem grollfreien Verhältnis der hier demonstrierenden Menschen gegenüber Schwion zeugen.


    Apropos sinaitisches Volk, könnten Sie mir und der Öffentlichkeit so im Groben mal erläutern, aus welchem Umstand Sie eine Legitimation ziehen, hier für ein, wie Sie es nennen sinaitisches Volk zu sprechen und für dieses Volk Forderungen zu stellen? Wer ist dieses Volk? Sind das die Einwohner des heutigen Landsbezirks und früheren Freien Ratsgebietes Sinai? Sind es alle dortigen Einwohner oder nur die Bevölkerungsteile mit kimmerischen und gotonischen Wurzeln? Welchen Anteil an der Bevölkerung im Landsbezirk Sinai beanspruchen Sie, hier zu vertreten?


    Und zu Ihren Zielen: Wie stellen Sie sich, werter Herr Æmmenthal und Ihre Freunde und Unterstützer der Idee einer Trennung des früheren Freien Ratsgebiets Sinai vom Rest der Republik Schwion die Zukunft der nicht von Ihnen vertretenen Einwohnergruppen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten nach Sinai übersiedelten vor? Soll der nicht geringe Anteil von Krienburgern, Swinethalern, Neuenburgern und Setterichern an der Bevökerung Sinais nach einer Loslösung in Sinai dann Bevölkerung zweiter Klasse sein?


    Wäre es nicht angezeigt, bevor Sie hier beanspruchen für ein "sinaitisches Volk" zu sprechen zumindest in dem von Ihnen vorgeblich vertetenen Gebiet mal eine Volksabstimmung oder wenigstens eine Volksbefragung zum Thema Loslösung von Schwion und Eigenstaatlichkeit Sinais durchzuführen? Die Republik Schwion ist ja ein weitgehend basisdemokratisch verfasster Staat welchem so eine Interessenermittlung sehr gut zu Gesicht stünde.

    fld_50.pngAttila Saxburger
    Landeshauptmann der Republik Schwion
    Vorsitzender Richter am Obersten Gerichtshof a.D.
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    Er muss es nur tun - Denken. (A.S.)

  • Ich glaube nicht, an dieser Stelle Volkskunde betreiben zu müssen, Herr Landeshauptmann. Leider spricht aus Ihren Worten eine große Unkenntnis unserer Geschichte. Von Gotonen und Kimmeriern sprechen wir in Sinai schon lange nicht mehr. Das sind für uns Begriffe aus dem Mittelalter. Seit mindestens 500 Jahren sind die Sinaiten ein Volk! Ihre Frage aber, ob damit die Einwohner des heutigen Landsbezirks gemeint sind, hat durchaus ihre Berechtigung: Heute gibt es ja keine sinaitische Staatsbürgerschaft mehr. Wir können uns daher aktuell nur nach ethnischer Herkunft definieren – nämlich nach der Abstammung vom einstigen Staatsvolk Sinais. Das heißt natürlich nicht, dass nach einer Loslösung Sinais von Schwion alle ethnischen Schwionen oder auch Turanier staatenlos oder Bürger zweiter Klasse wären. Nein, wir sind da ganz und gar demokratisch: Jeder Bürger Gesamtturaniens, der heute seinen Hauptwohnsitz auf sinaitischem Gebiet hat – und das sind zu 90 Prozent ethnische Sinaiten –, darf selbstverständlich frei wählen, ob er die dann neue sinaitische Staatsbürgerschaft annimmt oder nicht. In jedem Fall behalten ja alle Bürger ihre gesamtturanische Staatsangehörigkeit.
    Ach ja, verehrter Herr Landeshauptmann, Sie wundern sich, warum wir keine Volksabstimmung oder -befragung in Sinai durchführen. Nun, Sie werden die Verfassung Schwion sicherlich besser kennen als wir. Daher frage ich Sie: Wie soll das gehen? Auf welcher gesetzlichen Grundlage könnte der Landsbezirk über die Unabhängigkeit oder auch nur über größere Autonomie abstimmen? Schwion ist doch durch seine Verfassung ein Zentralstaat. Die Landsbezirke können nicht einmal eigene Oberhäupter wählen.

  • Na nun wird es langsam interessant. Ihr Ziel ist also die Loslösung Sinais von Schwion aber der Verbleib im Turanischen Gesamtstaat, egal erst mal, ob das eine Republik bleibt oder wieder eine Föderation wird. Sie streben also einen gleichberechtigten Status wie Schwion innerhalb Turaniens an? Na dann kann ich Ihnen, wenn Sie die Abtrennung von Schwion möglicherweise erfolgreich durchgesetzt haben sollten viel Erfolg bei den Verhandlungen mit den Vertretern auf turanischer Republiks- oder Föderationsebene wünschen.


    Tja und was die Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Volksabstimmungen oder Volksbefragungen für die Ermittlung des Bürgerwillens betrifft, können Sie der aktuellen Verfassung auch nicht entnehmen, dass Derartiges verboten sei. Haben Sie denn in den letzten Jahren überhaupt mal dazu einen Versuch unternommen, der möglicherweise von der schwionischen Landesregierung verhindert worden wäre? Haben Sie, wenn Sie sich so sehr benachteiligt oder durch die Landesverfassung unterdrückt oder eingeschränkt sehen mal Bestrebungen gezeigt, diese Landesverfassung in Ihrem Sinne zu verändern? In der Landesversammlung hat jeder einzelne Bürger Schwions, also auch jeder einzelne Einwohner Sinais gleichberechtigt Sitz und Stimme. Wo waren Sie eigentlich die reichlich 8 Jahre lang seit dem Beitritt Sinais in denen Ihren Aussagen zufolge Sinai von Schwion missachtet, vernachlässigt oder gar unterdrückt wurde?


    Und sind Sie wirklich der Auffassung, dass sich Sinai losgelöst vom übrigen Schwion innerhalb Gesamtturaniens, falls es denn von diesem als eigenständiger Teil Turaniens akzeptiert wird, besser Gehör verschaffen und besser entwickeln würde als im Verbund mit den anderen 4 Landsbezirken Schwions?

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    Landeshauptmann der Republik Schwion
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  • Wir wollen nichts ungesetzliches tun, Herr Landeshauptmann. Aber mit Ihrem Segen würden wir gerne eine Volksbefragung durchführen.
    Dass ein unabhängiges Sinai sich besser Gehör verschaffen kann, halte ich für selbstverständlich.

  • Herr Æmmenthal, wir sind ein freies und weitgehend basisdemokratisch verfasstes Land hier in Schwion. Für eine Volksbefragung brauchen Sie meinen Segen nicht. Den würden Sie auch nur sehr widerwillig erhalten, da ich es Landeshauptmann als meine verfassungsmäßige Aufgabe sehe, die Einheit und den Zusammenhalt der Republik Schwion mit allen seinen fünf Landsbezirken zu gewährleisten und dafür zu arbeiten.


    Wenn Sie mich unabhängig von meinem politischen Amt einmal als Mensch, als Schwione, ja als Neuenburger fragen, was ich von Ihrer Bewegung und Ihren Zielen halte, kostet es mich schon große Mühe, an mich zu halten um nicht möglicherweise beleidigend zu werden. Soviel vielleicht nur kurz und knapp: "grober Unfug bis ignoranter Realitätsverlust".


    Aber gut, als gerade wieder im Amt bestätigter Landeshauptmann werde ich Ihre Bewegung vorerst kritisch beobachten und auch Ihnen im Rahmen meines Amtes und meiner Möglichkeiten, wie übrigens in gleichem Maße natürlich auch jedem anderen Schwionen, die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung im Rahmen der Gesetze unseres Landes garantieren. Zu Ihrer Frage also auf gut schwionisch: Tun Sie, was Sie nicht lassen können.

    fld_50.pngAttila Saxburger
    Landeshauptmann der Republik Schwion
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  • Wieder haben die sinaitischen Patrioten eine Kundgebung auf dem Platz vor dem Republikanischen Palast in Setterich organisiert. Anders als bei der großen Demonstration vom 1. März geht es nicht um die Loslösung Sinais von Schwion. Nein, diesmal protestieren die Sinaiten gegen Wahlbetrug bei der jüngsten Wiederwahl von Langzeit-Landeshauptmann Saxburger. Sie fordern eine Aufnahme sinaitischstämmiger Bürger in die Wählerlisten und eine Wiederholung der Wahl. Einzelnen Demonstranten geht das nicht weit genug. "Saxburger, tret' zurück!", steht auf Transparenten, die sie hochhalten.