Interview mit Mullah Rahman

  • Sie fragen nach der sogenannten Regierung der Republik? Wir erkennen diese Gruppierung aus Sozialisten und angeblich islamischen Rechtsgelehrten nicht an. Die rechtmäßige Regierung von Farnestan sitzt hier in Natul. Sie wurde und wird von den Modschtahid gebildet, seit nunmehr 42 Jahren. Die sogenannte Republik Farnestan war nur eine kurze Episode, die bereits in naher Zukunft vergessen sein wird. Um aber auf Ihre Frage zu antworten: Wir Modschtahid reden mit jedem, der aufrichtig versucht, nach den Geboten des Koran zu leben und zu handeln. Wie ich schon sagte: Wir reichen jedem die Hand zur Versöhnung.

    Mullah Rahman
    Oberhaupt des Islamischen Imamats Farnestan
    Führer ("Rahbar") der Nehzat-e Modschtahid-e Mobarez

  • Wie gesagt: Wir reden mit keiner sogenannten Regierung in Fazar. Es gibt nur eine rechtmäßige Regierung Farnestans. Aber so, wie wir mit Menschen aus Natul, Qosht oder Kandahari reden, reden wir selbstverständlich auch mit Menschen aus Fazar. Wir sind schließlich die Regierung aller Farnestanis...

    Mullah Rahman
    Oberhaupt des Islamischen Imamats Farnestan
    Führer ("Rahbar") der Nehzat-e Modschtahid-e Mobarez

  • Was genau werfen Sie der – verzeihen Sie, dass ich es sage – Regierung der Republik unter dem Obersten Rechtsgelehrten Abdul Karim Shahrani vor?

  • Oberster Rechtsgelehrter – dass ich nicht lache! Alleine dieser Titel zeigt doch, was für eine Bande das in Fazar ist. Der Titel suggeriert, es handle sich bei Shahrani um einen hohen Würdenträger des schiitischen Islam. In Wirklichkeit aber ist das nach der Putschistenverfassung von 2006 einfach nur der Name eines weltlichen Staatsoberhaupts, dessen Amt lediglich religiös verbrämt ist. Davon abgesehen tritt die Putschistenbande in Fazar wesentliche Gebote des Heiligen Koran mit Füßen. Nach wie vor hat Shahrani sich nicht von dem antiislamischen Putsch gegen die legitime farnestanische Regierung vor neun Jahren distanziert. Frauen können unter Shahranis Herrschaft ohne Kopftuch in die Öffentlichkeit. Sie können Tanzveranstaltungen besuchen und kleiden sich unschicklich. Und noch etwas: Fazar paktierte und paktiert noch immer mit den Kuffar, den Ungläubigen in al-Bathía. Nein, eine wahre islamische Herrschaft bieten nur wir Modschtahid.

    Mullah Rahman
    Oberhaupt des Islamischen Imamats Farnestan
    Führer ("Rahbar") der Nehzat-e Modschtahid-e Mobarez

  • Sie sprechen von Putschisten. Aber ist es nicht vielmehr so, dass Ihre Bewegung, die Modschtahid, 1972 die Macht in Farnestan gewaltsam an sich riss? Und tat sie dies nicht 2010/2011 erneut?

  • Ich möchte mit der jüngsten Vergangenheit beginnen: Was Sie mit den Jahren 2010 und 2011 umschreiben, war keine gewaltsame Machtergreifung. Die Modschtahid waren immer die legitime Regierung des Landes. Es ist den Putschisten vor neun Jahren lediglich mit ausländischer Hilfe gelungen, Natul und einige unbedeutende Gebiete im Norden zu besetzen. Sie sprachen dann vom angeblichen "Sieg" über unsere Bewegung und von der angeblichen "Befreiung" Farnestans. Tatsächlich führten sie das Land vom Pfad der islamischen Tugend weg und öffneten es für die Unmoral! Ganz offensichtlich wurde dieser Verrat, der nicht nur ein Verrat an der wahren Religion ist, sondern auch an unserem Lande selbst, als sich die Putschisten nur ein Jahr nach der – im übrigens äußerst blutigen – Eroberung Natuls mit den Ungläubigen in al-Bathía zusammenschlossen. Ihr Konstrukt nannten sie – welch ein Hohn! – ausgerechnet Vereinigte Islamische Republik. Islamisch war an ihr nur der Name! Allah, der Allmächtige und Allbarmherzige, bestrafte den Hochmut der Putschisten und der Ungläubigen aus al-Bathía, als er 2009 sein Strafgericht sandte, ihr Regime zerstörte und unserer Bewegung in seiner unendlichen Gnade die Rückkehr nach Natul gewährte.
    Ihre Leser mögen sich nun fragen, woher diese Abneigung gegen al-Bathía kommt. Für Sie im Norden, die Sie weit entfernt von Farnestan leben, mag al-Bathía als ein islamisches Land wie unseres erscheinen. Aber täuschen Sie sich nicht! Die große Mehrheit der Bathaner ist sunnitisch geprägt, wir sind Schiiten. Nun gibt es auch in Farnestan zahlreiche Sunniten. Wir gewähren ihnen heute im Rahmen unserer Gesetze Religionsfreiheit. Sie sind frei, ihre Konfession zu behalten und ihren Sitten und Gebräuchen zu folgen, solange sie die Vorherrschaft des schiitischen Islam anerkennen. Einen solchen Frieden unter den Konfessionen gab es nicht immer: In der Zeit vor der Einrichtung unserer islamischen Regierung, jener Zeit also, die sie die 50er und 60er Jahre nennen, herrschte in Farnestan ein blutiger Bürgerkrieg. Sunniten kämpften gegen Schiiten, Milizen aus Ost und West kämpften gegen Kriegsherren aus Nord und Süd. Die Religion galt wenig. Angeheizt wurde der Konflikt immer wieder durch das gottlose sozialistische Haschab-Regime in al-Bathía. Die Machthaber in Samarkand sahen die Möglichkeit, Farnestan ihrem Einfluss zu unterwerfen. 1962 waren sie am Ziel: Ein angebliches Hilfsersuchen von sunnitischen Führern erlaubte ihnen, eine sogenannte "Friedenstruppe" in unser Land zu schicken. Tatsächlich war dies nichts anderes als eine Eroberung, gegen die sich die Modschtahid als aufrechte islamische Kleriker zur Wehr setzen mussten. Unsere Väter griffen also zur Waffe und verjagten die Bathaner aus unserem Land. Ja, 1972 eroberten wir auf gewaltsamem Wege die Macht in Farnestan. Aber doch nur, um die wahre Religion und damit den wahren Frieden in unserem von Allah gesegneten Land durchzusetzen.

    Mullah Rahman
    Oberhaupt des Islamischen Imamats Farnestan
    Führer ("Rahbar") der Nehzat-e Modschtahid-e Mobarez

  • Es sind genau solche Aussagen von der "wahren Religion", von "Tugend" und "Unmoral", die Menschen in Turanien Angst machen. Was können Sie sagen, um ihnen womöglich die Angst vor den Modschtahid zu nehmen?

  • Das turanische Volk hat überhaupt nichts von uns zu befürchten. Wir Modschtahid reichen ihm und allen anderen Völkern, die uns und Farnestan wohlgesonnen sind, die Hand. Allah, der Allmächtige und Allbarmherzige, möchte nicht, dass Unfrieden zwischen den Nationen herrscht. Wir Modschtahid möchten dies gleichfalls nicht.

    Mullah Rahman
    Oberhaupt des Islamischen Imamats Farnestan
    Führer ("Rahbar") der Nehzat-e Modschtahid-e Mobarez

  • In der Turanischen Föderation, insbesondere in der Republik Schwion, leben noch immer zahlreiche Exil-Farnestanis, die einst vor Ihrer Bewegung ins Ausland geflohen sind. Wie stehen Sie Ihnen gegenüber?

  • Wir reichen auch Ihnen die Hand zur Versöhnung. Wer in die Heimat zurückkehrt, wird hier mit offenen Armen empfangen.

    Mullah Rahman
    Oberhaupt des Islamischen Imamats Farnestan
    Führer ("Rahbar") der Nehzat-e Modschtahid-e Mobarez

  • Jeder kann seine Überzeugung haben. Aber das Recht zur freien Meinungsäußerung endet dort, wo durch die Meinungsäußerung der öffentliche Friede gefährdet wird. Ich denke, das ist in Ihrem Land nicht anders. In Farnestan jedenfalls bestimmen Gesetze diese Grenzen, die ihre Inspiration in der Scharia haben.

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