Verena Hammerschmidt
So könnte man es ausdrücken, ja.
So könnte man es ausdrücken, ja.
Und warum hat er das gemacht?
Diese Frage müssen Sie wohl Gott selbst stellen – falls Sie ihm mal begegnen...
Nein, im Ernst, das kann kein Mensch wissen. Und wer behauptet es zu wissen, lügt.
Wie kann ich ihn denn fragen, wenn er sich verkrümelt hat?
Wie gesagt: Falls Sie ihm mal begegnen.
Herr von Sternberg ist davon ausgegangen, dass das irdische, materielle Leben eine Art unvollkommener Vorstufe zu einem immateriellen Leben nach dem Tod ist. Dieses zweite Leben wäre gleichsam die Einheit jeder einzelnen Seele mit dem "allmächtigen Guten".
Also hat er nicht geglaubt dass nach dem irdischen Tod einfach Schluss ist?
Nein, ganz und gar nicht. Da er von einem schöpferischen Gott ausging, der jenseits der materiellen Welt lebt, war er überzeugt, dass das Bewusstsein des Menschen nach seinem Tod in diese jenseitige immaterielle Welt hinüberwechseln würde. Dem Glauben an Geister, Spuk und dergleichen erteilte Herr von Sternberg aber eine klare Absage: Das Jenseits könne nicht auf das Diesseits einwirken. Als in den 60er Jahren die ersten Nahtoderfahrungen publik wurden, war Sternberg einer der heftigsten Kritiker jener Autoren, die darin einen Beweis für die Trennung der Seele vom Körper sahen. Für ihn gab es keine Seele, sondern nur ein im Gehirn angesiedeltes Bewusstsein, das über den Tod hinaus in anderer Form weiterexistiert.
Widerspricht sich das nicht? Erst stuppst der Gott das alles an und lässt es sich dann unkontrolliert entwickeln und dann wird sich auf den Schöpfer bezogen um darzulegen dass es ein Geistliches Weiterleben nach dem physischen Tod gibt
Ich glaube nicht, dass sich das widerspricht. Die Sternbergsche Philosophie macht nur eine klare Trennung zwischen der materiellen, d.h. physikalisch erforschbaren und der immateriellen jenseitigen Welt. Viel klarer als die Grenze, die Kirche oder Esoteriker ziehen.
Oh glauben Sie mir, die Kirche weiß selbst nicht genau wie sie das sehen soll... glaube ich jedenfalls
Was machen Sie hier in Ihrem Elisabethum außer Vorträge halten? Ich nehme nicht an Sie feiern hier kulturelle Feste?
Elisæum...
Nein, hier werden keine kultischen Feiern abgehalten. Wir sind schließlich kein Kult oder eine Religion. Wir sind eine philosophische Schule, die Anhänger verschiedener Religionen umfasst und anspricht. Die größte Gruppe stellen sicherlich Christen, aber sie werden auch Muslime und Juden bei uns finden. Oder Agnostiker. Tatsächlich werden die meisten unserer Anhänger letztlich eine Art von Agnostiker sein.
Natürlich steht bei uns die Lehre im Vordergrund, also in Gestalt von Vorlesungen, Seminaren und Vorträgen. Darüber hinaus finden Sie die Zentrale der Kronstadtschulen und -kindergärten sowie unseres Hilfswerks.
Christen bei Ihnen? Ihr Anstupsgott hatte doch aber sicher keinen Sohn und keinen heiligen Geist?!?
Leopold von Sternberg sagte einmal: "Ich weiß nicht, ob Jesus Christus der Sohn oder Gesandte Gottes war, aber ich weiß, dass er ein außergewöhnlicher Mann war, der mehr als alle anderen vor ihm wusste, auf was es im Leben wirklich ankommt."
Und was sagte er zum Heiligen Geist?
Den kann er nur symbolisch gedeutet haben.
Hm, verstehe.
Also nach der Methode "ich kann es icht verstehen also ist es ein großes Mysterium? " Was trieb ihn eigentlich an, diese Erkenntnisse in die weite Welt zu tragen?
Er war Philosoph. Ich schätze, alle Philosophen wollen ihre Erkenntnisse der Welt mitteilen.
das ist mir zu plump
Das ist mir zu plump. Da muss doch noch mehr gewesen sein?
Mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen. Ich hatte nicht das Vergnügen, Herrn von Sternberg noch persönlich kennenzulernen.
Aber sicher hat er seine Lehre so eindeutig formuliert dass es keinen Interpretationsspielraum gibt?