Das mulmige Gefühl wird stärker. Franz war seit Jahren nicht mehr hier, der Kontakt zur Familie – von wenigen Ausnahmen abgesehen – eingestellt.
Beiträge von Franz Esau
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Lässt sich wegen einer dringenden Familienangelegenheit bei der nächsten ZK-Sitzung entschuldigen.
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Sitzt mit im Auto und nähert sich mit mulmigem Gefühl dem alten Familienanwesen.
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Das geht in Ordnung.
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Mach ruhig.
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Rümpft die Nase und atmet hörbar zischend ein: nicht wegen des schicken Autos – er fährt als Parteibonze einen ähnlichen Wagen – sondern wegen der typischen Bemerkung, die er von früher kennt. Ja, das ist sein großer Bruder Josef!
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Zieht sich einen dunklen Mantel über und steckt seine Mauser-Pistole ein. Dann tritt er aus dem Haus.
Also los... -
Jetzt klingelt's!
Das "Militarist" brauchst nicht zu wörtlich nehmen. Ich hatte nur die Idee, dass Franz vielleicht das schwarze (oder vielmehr rote) Schaf einer ansonsten nationalkonservativen Familie ist, die wohl wenig Probleme mit der alten Diktatur hatte. Aus Franz' sozialistischer Sicht qualifiziert das schon als Militarist.In Ordnung. Gib mir eine Minute...
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Ich gebe zu, das ist Aufzwingen par excellence. Aber ich spiel mit...
Warum juckt es denn gerade beim Namen Esau?Josef hat sich ganz schön verändert, der alte Militarist...
Wir waren politisch nie einer Meinung... Bruder... Aber Mama zuliebe begraben wir für den Augenblick das Kriegsbeil.
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Mama? Was hat sie denn?
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Erinnert sich an dunkle Familiengeheimnisse aus grauer Vorzeit.
Ich habe keinen Bruder! Wer sind Sie?
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Wie...?
Fühlt sich überrumpelt und greift instinktiv zu der Waffe, die er normalerweise immer trägt – im Moment aber gerade nicht.
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Esau ist zu Hause und geht hemdsärmelig selbst an die Tür.
Ja?
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In einem herrschaftlichen Haus am Rand der flandrischen Hauptstadt Marcksfurth wohnt das hochrangige Mitglied des ZK der Sozialistischen Volkspartei SVPF, Genosse Franz Esau. Dass sein Domizil einem Schergen des alten NB-Regimes gehörte, stört Esau nicht.