Das Kloster

Gern. um wie viel Uhr wäre es Ihnen recht?

Wie wäre es um halb 10? Dann haben wir gerade unser zweites Stundengebet, die Terz, verrichtet.

Das lässt sich einrichten

Haben Sie noch Zeit für das private Thema?

Natürlich, mein Sohn.

Wissen Sie, ich bin etwas kontrovers gestimm bei so manchen religiösen Themen. Um Ihnen ein Beispiel zu nennen:

Eine Freundin, der ich absolut abnehme dass sie gläubige Christin ist, geht der Überzeugung nach, dass alles was geschieht vorherbestimmt ist. Sie konnte mir das auch aus der Bibel ableiten, wenn ich auch nicht mehr weiß aus welchen konkreten Stellen. Für mich wäre der Gedanke des Determinismus unerträglich. Zum einen kann man so leicht die Verantwortung für begangene Fehler abschieben, zum anderen würde das ja bedeuten dass man keinen Einfluss auf das hat was man tut. Das fühlt sich für mich wie Gefängnis an. Die Freundin entsprechen befragt, ob sie das genau so meine, bejahte sie dies mit nur kleinen Einschränkungen.

Ehrwürdiger Abt, wie sehen Sie das?

Da können Sie ganz beruhigt sein, mein Sohn. Sie sind nicht der erste Mensch, der zu mir kommt, weil er in Sachen Religion ratlos ist oder zweifelt. Das ist ganz normal. Wir alle zweifeln hin und wieder oder stellen Dinge in Frage. Gott der Herr verurteilt uns deswegen nicht. Ganz im Gegenteil: Hat nicht auch Christus gezweifelt und vieles in Frage gestellt, was vor 2000 Jahren als gottgegeben galt?

Sie fragen nach dem Determinismus... Nun, diese Frage zielt geradezu in den Kern des Menschseins und damit auch der Religion. Sind wir wirklich frei? In der Tat glauben viele Christen, dass alles, was um uns herum geschieht, durch Gott vorherbestimmt ist. Sie finden dann auch Bibelstellen, die genau das zu belegen scheinen. Aber, mein Sohn, genauso viele oder noch mehr Bibelstellen sagen das Gegenteil aus. Sie betonen, dass Gott alle Menschen als freie Individuen geschaffen hat, dass er sie mit einem freien Willen ausgestattet hat.

Mein Sohn, ich glaube fest daran, dass Gott der Herr diese unsere Welt geschaffen und in unsere Verantwortung übergeben hat. Was wir aber daraus machen, hat er ganz uns überlassen – mit allen Konsequenzen. Am Ende aller Tage, so ist unsere Überzeugung als Christen, muss sich jeder Mensch für seine Taten vor Gott verantworten. Wie aber könnte ein gerechter Gott einem Sünder seine Sünden anlasten, wenn er sie nicht aus freiem Willen heraus begangen hätte?

Mein Sohn, konnte ich Ihnen damit helfen?

Ja, ehrwürdiger Abt, Ihre Antwort bringt mich der Erleuchtung ein Stück näher. Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet

es ist Samstag, das Filmteam trifft wie vereinbart ein. Lars spricht zu seinen Jungs

Und denkt dran: Benehmt euch! Wenn wir hier Mist bauen können wir noch so sehr zusammenschneiden, die Sendung ist für n Arsch und wir bekommen hier Hausverbot.

klopft so heftig an die Pforte dass ihm die Hand hintennach weh tut

[SIZE=7]himmelhergotteufelscheißdreckamarsch[/size]

Ein junger Mönch empfängt das Filmteam an der Klosterpforte.

Ah, die Herrschaften vom Fernsehen...! Schön, dass Sie hergefunden haben. Grüezi und willkommen in Krienburg! Abt Beatus hat mich beauftragt, Sie heute zu betreuen.

Zu gütig, Bruder... ähm....

Ja?

Ähm, ehrwürdiger Bruder, wie war dich gleich Euer Name?

Verzeihen Sie bitte vielmals! Ich bin doch so aufgeregt...
Mein Name ist Bruder Benedictus. Und mit wem habe ich das Vergnügen?

Mein Name ist Lars Thomasson, ehrwürdiger Bruder Benedictus

Sehr angenehm, Herr Thomasson. Aber bitte, kommen Sie doch mit Ihrem Team herein...

Bruder Benedictus dreht sich erschrocken um, als er den Aufschrei des Kabelträgers hört. Als er den armen Mann sieht, wie er der Länge nach auf dem harten Steinboden liegt, muss er lächeln und hilft ihm dann auf, während Lars Thomasson zu einer wortreichen Entschuldigung ansetzt.

Ich bitte Sie, Herr Thomasson, dafür brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen. Das kann passieren!
Wo möchten Sie Ihre Ausrüstung denn aufbauen, Herr Thomasson? Vermutlich werden Sie an verschiedenen Stellen filmen wollen...?

Ja sehr richtig, Bruder Benedictus.

Ich dachte neben einer schönen Außenaufnahme, in der Sie uns etwas über die Histrie des Ortes ezählen.

Einen Blick in das Kapitel, das Refektorium und uf den Kreuzgang fänden wir auch sehr schön.

Oh... ich weiß nicht, ob ich da der richtige Ansprechpartner bin... Mit der Geschichte des Klosters bin ich nicht so vertraut... ähm... Am besten zeige ich Ihnen zunächst den Kreuzgang...