Turanien in der Vor- und Frühgeschichte

  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Die ersten lesbaren Schriftzeugnisse stammen also wie gesagt aus der Zeit um 500 vor Christus. Es waren zumeist nicht mehr als ein bis drei Worte, maximal ein Satz. Längere Texte, die dann auch echte historische Inhalte vermitteln, tauchen nicht viel früher als 100 v. Chr. auf. Mit ihnen beginnt die klassische Zeit der turanischen Runensteine, die wiederum im zweiten nachchristlichen Jahrhundert in die Zeit der Chroniken übergeht. Was glauben Sie, was unterscheidet die Zeit der Runensteine von der Zeit der Chroniken?

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

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    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon

  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Auf Papier wurden die Chroniken nicht geschrieben. Papier kam in Turanien erst sehr viel später in Gebrauch. Nein, die Chroniken wurden auf Pergament geschrieben, also auf Tierhaut. Und weil Pergament sehr teuer war, wurde nur das allerwichtigste aufgeschrieben: Katastrophen, Kriegsereignisse, Thronwechsel. Alles andere war unwichtig und passte sprichwörtlich "auf keine Kuhhaut". Sie kennen doch bestimmt den Ausdruck? Jetzt wissen Sie auch, woher er kommt...
    Die älteste Chronik übrigens, die erhalten geblieben ist, ist ein frühes, unvollständiges Exemplar des "Buches der Könige von Drachenfels". Es stammt aus dem späten zweiten nachchristlichen Jahrhundert und entstand im unmittelbaren Umfeld des Drachenfelser Thrones. Aus späteren Exemplaren kann die enthaltene Chronik bis etwa 200 vor Christus zurückverfolgt werden. Wirklich historisch zuverlässig werden diese Geschichtsbücher aber erst nach Christi Geburt.
    Wichtig wäre auch noch festzuhalten, dass diese frühe Epoche der Schriftlichkeit keineswegs in ganz Turanien zur gleichen Zeit beginnt. Der westturanische Raum um Drachenfels war den übrigen Landesteilen teilweise um Jahrhunderte voraus. Wissen Sie warum?

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Ich verrate es Ihnen: Das Gebiet um Drachenfels war jahrhundertelang kulturell führend auf unserer Halbinsel. Drachenfels, das war auch das mächtigste der "Drei Reiche" der Frühzeit. Keines der anderen beiden turanischen Reiche kam an Drachenfels heran. Wissen Sie, welches die beiden anderen Reiche waren?

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Königsberg würde natürlich rein vom Namen her schon mal naheliegen. Aber nein, Königsberg spielte in der damaligen Liga noch keine Rolle :D Tatsächlich war allerdings Turan das zweitwichtigste der Drei Reiche. Das älteste und traditionellste indes war Heimgard in Nordturanien.
    Kennen Sie die Sage von den Söhnen des Borgas, die ich am Beginn des Kurses schon einmal angesprochen habe?

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Da liegen Sie schon mal nicht falsch. Tatsächlich haben die Söhne des Borgas in grauer Vorzeit die Herrschaft über jene Halbinsel, die wir heute Turanien nennen, übernommen. "Söhne des Borgas" ist in diesem Zusammenhang nicht wörtlich zu nehmen: Die Sage nennt grundsätzlich alle Götter und manchmal sogar deren oft menschliche Nachkommen "Söhne des Borgas".
    Wir erinnern uns: Borgas war der Hauptname von Vater Himmel, dem obersten Gott der alten Turanier. Seine erste Gemahlin war seine Schwester, die Mutter Erde, seine zweite Gandalfia, die schönste der Lichtelfen. Ihre männlichen Kinder sind die "Söhne des Borgas" im engeren Sinne, unter ihnen der schon erwähnte Kriegsgott Widar, Borgas' Erstgeborener. Dieser wiederum hatte drei Söhne, die als (sterbliche) Halbgötter erscheinen: die Söhne des Borgas im weiteren Sinne, nämlich in dem Sinne, wie wir den Ausdruck hier verwenden wollen.
    Diese drei Widar-Söhne waren Hama, Drago und Turan. Sie sollen "aus dem Osten" gekommen sein. Früher deutete man diese Aussage in den alten Überlieferungen als reale Einwanderung aus dem Osten. Eine solche Völkerwanderung hat es aber sicherlich nach dem dritten oder vierten Jahrtausend vor Christus nicht gegeben, sodass eine echte Erinnerung sehr unwahrscheinlich ist. Heute deutet man die Sage daher bloß noch symbolisch: Im Osten geht die Sonne auf, also stammt das Licht der Welt, das wiederum für Götter und Lichtelfen steht, sozusagen aus dem Osten. Das Christentum konnte da später nahtlos anschließen.
    Hama, Drago und Turan jedenfalls sollen im Nordwesten der turanischen Halbinsel gelebt haben, in der Nähe der Stadt Heimgard, die übrigens nach dem erstgeborenen Widar-Sohn Hama benannt ist. Dann gehen die Überlieferungen auseinander: Eine Version sagt, Drago und Turan seien ausgewandert. Eine zweite Version dagegen siedelt diese Auswanderung einige Generationen später an. Einig sind sich aber alle Überlieferungen, dass Hamas Nachkommen bei Heimgard blieben, während Dragos Kinder sich bei dem nach ihm benannten Drachenfels ansiedelten. In und um Turan ließen sich Turans Nachkommen nieder – wobei wiederum unklar ist, ob die Stadt nach Widars drittem Sohn Turan benannt ist oder nach dem mythischen König Turan, der drei bis vier Generationen später gelebt haben soll.
    Wie sie sehen, leiteten sich die berühmten "Drei Reiche" – also Heimgard, Drachenfels und Turan – letztlich von den drei halbgöttlichen Söhnen des Widar her. Diese Bezeichnung übrigens war lange Zeit der einzige gemeinsame Name für unsere turanische Halbinsel. "Turanien" war bis weit ins Mittelalter bestenfalls der Name des Reiches von Turan. Und die Bezeichnung "Turanier" gab es noch gar nicht! Sie erinnern sich vielleicht an diverse Staatsbesucher, die unser Volk noch heute als "Turanen" bezeichnen. Dieser Name stammt aus der Zeit der Drei Reiche. Turanen waren die Nachkommen Turans, Dragonen die Nachkommen Dragos, und die Nachkommen Hamas waren die Hamanen. Erst später – als es längst ein Turanisches Kaiserreich gab – setzte sich die Bezeichnung Turanier für alle Bewohner der Halbinsel durch.
    Haben bis hierher Fragen?

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Wie Sie es richtig sagen: Es ist eine Art Schöpfungsgeschichte, also letztlich eine quasi-religiöse Überlieferung, keine historische Dokumentation. Zu glauben, ob die drei Widar-Söhne tatsächlich irgendwann lebten, ob sie gar die nach ihnen benannten Städte oder Reiche gründeten, bleibt letztlich jedem selbst überlassen. Die Wissenschaft kann diese Fragen nicht beantworten. Historisch nachweisbar ist lediglich, dass die Drei Reiche bzw. ihre Herrschersippen sich auf diese drei halbgöttlichen Ahnen zurückführten.
    Wären Hama, Drago und Turan historische Personen, hätten sie sehr wahrscheinlich in der Bronzezeit gelebt, als sich tatsächlich in der Region um Heimgard eine erste hochstehende metallverarbeitende Kultur entwickelte. Ich sprach vorhin von den Turanischen Runen. Ihre Vorläufer waren ja die Sinn- und Zahlzeichen eben jener Heimgarder Bronzekultur. Selbst eine Art von Münzgeld gab es damals bereits: nämlich bronzene und goldene Fingerringe, die offenbar als Zahlungsmittel verwendet wurden. In alten Sagen heißen freigiebige Könige und Fürsten "Ringgeber". Jetzt wissen Sie auch, woher dieser Ausdruck stammt.
    Aber zurück zu den Drei Reichen: Die Bronzekultur von Heimgard übte besonders in ihrer Glanzzeit um 1200 v. Chr. einen starken Einfluss auf die übrigen Regionen der turanischen Halbinsel aus. Ob es damals auch Wanderbewegungen gab, die man als historisches Vorbild für die Wanderungen Dragos und Turans deuten könnte, ist dagegen unklar. Auf jeden Fall muss es aber später ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl der Drei Reiche gegeben haben. Anders wäre der Urmythos, die gemeinsame Abstammung, kaum erklärbar.
    Die Zeit der Drei Reiche, von der wir reden, dürfte etwa in der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends begonnen haben. Das war dann bereits nach dem Ende der bronzezeitlichen Kulturen, in der Eisenzeit. Im Raum Heimgard ging die Eisenzeit übrigens mit einem kulturellen Niedergang einher. Vom Glanz der Bronzezeit war kaum noch etwas übrig. Stattdessen übernahm das Reich von Drachenfels für mehr als ein Jahrtausend die kulturelle Führung der Halbinsel.
    Das erklärt auch, weshalb rund 70 Prozent der gefundenen Schriftstücke jener Zeit aus dem Drachenfelser Einflussgebiet stammen. Gut 20 Prozent stammen aus dem deutlich größeren Reich von Turan, nicht einmal zehn aus Heimgard und Umgebung. Auch die Art der Schriftquellen unterscheidet sich deutlich: In Drachenfels findet man neben kurzen Runenritzungen und einer Vielzahl an Runensteinen auch die meisten der alten Chroniken. Im Reich von Turan gibt es dagegen nur wenige Chroniken, in Heimgard überhaupt keine. Ohnehin sind fast alle lesbaren Fundstücke aus Heimgard kurze Weiheinschriften auf Waffen oder Gebrauchsgegenständen.
    Politisch unterschieden sich die Drei Reiche ebenfalls recht deutlich. Heimgard blieb der rekonstruierten Stammesverfassung der Vorzeit am treuesten: Laut kirchensprachlichen Quellen des Mittelalters gab es im Norden Turaniens keine Könige wie in den anderen beiden Reichen, sondern nur ein "concilium" oder einen "senatus", also eine Art Fürstenrat. An dessen Spitze standen zwei "consules", die für die Dauer eines Jahres ausgelost wurden. Nur im Kriegsfall wählte der Landtag als Vertretung der freien Männer – wohl auf Vorschlag des Fürstenrats – einen "dux" (Herzog) als Heerführer. Das Reich von Heimgard könnte man daher als Adelsrepublik bezeichnen.
    Fürstenräte gab es auch in den Reichen von Drachenfels und Turan. Ihre Machtbefugnis war aber deutlich eingeschränkter. Stattdessen war Drachenfels eine fast schon mittelalterlich anmutende feudale Erbmonarchie mit einem mächtigen König aus Dragos Geschlecht an der Spitze. In Turan wurde der König stattdessen vom Fürstenrat auf Lebenszeit gewählt – allerdings auch aus dem sehr eingeschränkten Kreis der Herrschersippe, die sich unmittelbar auf den Widar-Sohn Turan zurückführte. Oft sorgte auch der herrschende König dafür, dass bereits zu seinen Lebzeiten sein Sohn zum Thronfolger gewählt wurde. Man wollte ja auf Nummer sicher gehen...

    Sigurd Thorwald
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    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

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    Dazu zunächst eine Vorbemerkung: Das meiste, was wir über die Zusammensetzung des Fürstenrats wissen, stammt aus Drachenfelser bzw. Turaner Quellen. Und die sind nicht immer präzise genug. Abgesehen davon stammen sie überwiegend aus der Spätphase des Heimgarder Reichs.
    Als gesichert gilt folgendes: Der Fürstenrat bestand aus den Fürsten der etwa 30 Gaue der Hamanen. Die genaue Zahl war über die Jahrhunderte nicht konstant. Die Fürsten wurden durch die jeweilige Gauversammlung der freien Männer gewählt und waren Gauoberhaupt, oberste Richter ihres Gaues und Führer des militärischen Aufgebots ihres Gaues.
    Neben dem Fürstenrat gab es wie gesagt den Landtag, der einmal im Jahr tagte. Der war eine Delegiertenversammlung der freien Männer des Gesamtreiches. Jeder Gau entsandte acht Vertreter. Wie diese bestimmt wurden, geht aus den Quellen nicht eindeutig hervor.

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Völlig richtig! Frauen wurden im alten Turanien zwar für ihre Weisheit hoch geschätzt, konnten Priesterinnen werden und berieten zahlreiche Könige. Das Recht zur Teilnahme an einer Stammes- oder Gauversammlung hing aber unmittelbar mit der "Schildleite" zusammen. Das war ein altertümliches Ritual, bei dem den Söhnen der freien Männer mit Vollendung des 14. Lebensjahres Schild und Speer übergeben wurden. Nur wer einen Schild besaß, hatte in den Versammlungen Sitz und Stimme. Da es die Schildleite nur für junge Männer gab, gingen Frauen leer aus – und das, obwohl es vereinzelt auch Frauen gab, die sogar in Kriegen mitkämpften.

    Sigurd Thorwald
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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Nun, die Schildleite, von der ich sprach, war sicherlich eine ganz deutliche Parallele. Ein solches Ritual, das sowohl eine politisch-militärische wie auch eine religiöse Bedeutung hatte, kam in allen drei Reichen vor. In Reinform hielt es sich am längsten im Reich von Heimgard, das ja das traditionellste war. In Drachenfels und später auch in Turan entwickelte es sich zu einem Vorläufer der mittelalterlichen Schwertleite weiter.
    Sehr ähnlich war generell der Festkalender. Das altturanische Jahr kannte vier große Kultfeiern: Winter- und Sommersonnenwende, das Fest der Ahnen und das Frühjahrsfest. Gefeiert wurde zumeist unter freiem Himmel in heiligen Hainen. Darunter stellt man sich landläufig oft kleine Wäldchen vor. Fakt ist aber: Die bedeutendsten heiligen Haine waren oft ganze Kultbezirke, die mehrere Quadratkilometer umfassen konnten.

    Sigurd Thorwald
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    Julius Langbehn

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  • Prof. Dr. Everhard Gscheidt

    Oh ja. Man kann auf jeden Fall sagen: Je größer der heilige Bezirk, desto mehr Priester waren in ihm tätig. Nehmen wir zum Beispiel Widhag, den zentralen Kult- und Versammlungsort der Hamanen. Sein Name bedeutet "weiter Hain" oder "großer eingehegter Ort" und deutet so bereits seine einstige Bedeutung an.
    Widhag liegt etwa 20 Kilometer nördlich der Altstadt von Heimgard und war mehr als fünf Quadratkilometer groß. Das gesamte Gebiet war von einem mehrstufigen Wall- und Grabensystem umgeben, das mit rund zehn Kilometern Länge zu den größten in ganz Turanien zählt. Von Heimgard aus führte eine Prozessionsstraße zu dem Kultbezirk, der Überlieferungen zufolge von mehr als 100 Priestern verwaltet wurde. Diese wohnten in klosterähnlichen befestigten Höfen am Rande Widhags.
    Noch bedeutender als Widhag war indes das Hauptheiligtum von Drachenfels. Das war zwar von der Ausdehnung her nicht annähernd vergleichbar, entwickelte sich aber bis etwa zum Jahr 500 nach Christus zu dem Zentrum der Kultur und Wissenschaft auf der gesamten Halbinsel. Die sogenannte Hohe Schule von Drachenfels, eine Vorform späterer Universitäten, entstand damals.

    Sigurd Thorwald
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