• Übrigens: Da wir gerade bei Wirtschaftsunternehmen sind, sei an dieser Stelle noch ein Wort zum Schicksal der Kaiserlich Oceanischen Compagnie und des turanischen Überseehandels gesagt. Bei der K.O.C. handelte es sich ja um eine halbstaatliche Gesellschaft. Das Geld kam von privaten Handelshäusern, die politische Leitung lag bei der vom Kaiser benannten K.O.C.-Führung. Als nun das Kaisertum zusammenbrach, zogen die Finanziers ihre Gelder zurück und die K.O.C. musste schließlich liquidiert werden. Ohnehin war die Zeit der großen Handelsgesellschaften zu Ende. Stattdessen übernahmen nun private Unternehmer den Überseehandel.
    Statt Thorshaven entwickelte sich zunehmend das damals noch zu Freyburg gehörende Freyhafen zu einem Zentrum des privaten Handels. Am Überseehafen wurde das sogenannte Südkontor errichtet, wo ankommende Waren aus südlichen Ländern ("Südwaren" oder "Weltwaren") weitergehandelt wurden. Später entstand in Freyburg die "Warenhandelsgesellschaft des Südkontors" (kurz: Wasko), die Märkte und Kolonialwarenläden in ganz Turanien belieferte. Heute sind die Wasko-Märkte eine der beiden großen Supermarktketten unseres Landes, erst recht, wenn man ihre Discountertochter "SK Sparkauf" dazurechnet.

    Sigurd Thorwald
    Generaladministrator

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    "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."

    "Politischer Stillstand ist der Untergang eines jeden staatlichen Gemeinwesens!"

    "Einer, der Gott leugnet, gleicht einem, der die Sonne leugnet; es nutzt ihm nichts, sie scheint doch."

    Julius Langbehn

    "An Gott glauben nur diejenigen nicht, die ein Interesse daran haben, dass es keinen geben möchte."
    Francis Bacon

  • Da es zur wirtschaftlichen Entwicklung offenbar keine Fragen gibt, komme ich zum Jahr 1912. Manche Nachschlagewerke geben es als jenen Zeitpunkt an, an dem eine gemeinsame turanische Armee aufgestellt wurde. Das ist aber nicht ganz richtig. Ich komme später darauf zurück und beginne zunächst mit dem Jahr 1906, das am Beginn jener Entwicklung stand, die wir nun betrachten wollen. 1906 - das war genau 100 Jahre nach dem Beginn des Krieges gegen unseren östlichen Nachbarn Valorien. Dort meldeten sich nationalistische Kreise zu Wort, die forderten, Turanien müsse für den Einmarsch der kaiserlichen Truppen von 1806 büßen. Landkarten, in denen Turanien oder Teile Turaniens als Provinz Valoriens gekennzeichnet waren, machten die Runde. Die Allturanier hierzulande reagierten ihrerseits mit Forderungen, valorische Gebiete zu annektieren. Und so schaukelten sich die Radikalen auf beiden Seiten gegenseitig hoch – bis das berühmte Pulverfass kurz vor der Explosion stand.

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  • Über mehrere Jahre schwollen die Aggressionen an und wieder ab, ohne dass die turanische Politik etwas unternahm. Bürgerwehren bildeten sich auf beiden Seiten und es kam zu Grenzzwischenfällen. Ins Detail will ich hier gar nicht gehen, da die einzelnen Zwischenfälle bis heute nicht restlos untersucht und durchaus umstritten sind. Verständlicherweise sagen valorische Quellen aus jener Zeit etwas anderes aus als unsere turanischen.
    1912 jedenfalls reagierte der Turanische Bund endlich und stellte gemäß der Bundesakte den Bedrohungsfall (formell "Kriegszustand" genannt) fest, indem er einen "Obersten Befehlshaber der Bundestruppen" wählte: den honorigen, kurz vor der Pensionierung stehenden nordturanischen Feldmarschall und Generalstabschef Theodor von Helmrich-Groningen. Dies war vor allem ein politisches Signal an Valorien und die radikalen Kräfte in Turanien: Seht her, wir tun etwas! Auf einen wirklichen Krieg mit dem Nachbarland war man weder vorbereitet noch legte man Wert darauf – zum Glück.
    Dennoch kam es zu einigen Militäraktionen: etwa zu größeren Manövern an der Grenze, auch zu vereinzelten Schusswechseln. Und natürlich zum berühmten "Arkensprung" oder "Vorstoß nach Arken". So nannte die damalige turanische Presse den Vorstoß zweier Kanonenboote der Bundesflotte fast bis in den Hafen der valorischen Stadt Cité d'Arc. In Folge dieses Husarenstücks wurden eilig Depeschen ausgetauscht, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Auch die valorische Regierung war offenbar an einem Krieg gegen den Turanischen Bund nicht interessiert.
    Feldmarschall von Helmrich-Groningen übrigens blieb bis 1921, bis er 72 Jahre alt war, Oberbefehlshaber der Truppen des Bundes. Durch den 1917 erfolgten Abschluss eines Ergänzungsvertrags zur Bundesakte wurde nämlich sein Amt zu einer ständigen Einrichtung – unabhängig vom Kriegszustand. Auch wurde dadurch auf seine Initiative hin ein siebtes Bundesarmeekorps aufgestellt, das auch im Frieden unter Bundes- statt unter Landesbefehl stehen sollte. Es wurde vor allem im Grenzgebiet zu Valorien stationiert. Nach Helmrich-Groningen ist ein Flugzeugträger benannt, dessen Heimathafen die Marinebasis Thorshaven ist.

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  • Ich sprach eben von einem Ergänzungsvertrag zur Bundesakte. Dies bringt mich zur Verteilung der Rechtssetzungskompetenz im Turanischen Bund. Diese war dreigeteilt: Es gab das Staatenrecht (heute würden wir Landesrecht sagen), das Bundesrecht und das Kollektivrecht. Was unter Bundesrecht zu verstehen ist, war klar in der Bundesakte geregelt. Kollektivrecht dagegen war jenes Recht, das die Mitgliedsstaaten durch Verträge untereinander schufen. Sie verzichteten dadurch auf eigene Souveränitätsrechte und übergaben dem Bund quasi durch die Hintertür neue Kompetenzen.
    Durch solche ergänzenden Verträge wurde wie gesagt der Oberste Befehlshaber der Bundestruppen zu einer dauerhaften Einrichtung. Außerdem wurde ein gemeinsamer Grenzschutzverband geschaffen, der an der turanischen Ostgrenze patrouillieren sollte und der der direkte Vorgänger der heutigen Einheiten ist, die den Föderationsgrenzschutz bilden. Auch die Gründung der Bank Turanischer Republiken als Zentralbank für die gemeinsame Währung Tura, die 1931 eingeführt wurde, ging auf einen solchen Vertrag zurück.

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  • Damit wollen wir es in Sachen Recht bereits belassen und wir kommen in die wilden 20er Jahre. Sie waren einerseits von einem neuen offenen Lebensgefühl geprägt. Andererseits schwebte die Bedrohung immer noch über dem Land. Mitte des Jahrzehnts begann die erste große Wirtschaftskrise der neueren turanischen Geschichte. Besonders betroffen: personalintensive Industrien wie der Flugzeug- und der Schiffbau. Vorhin sprach ich von den damaligen Flugzeugwerken "Mannhardt-Flugzeugbau" mit der Tochter "Stoltenberger Luftverkehr" und der "Thorshavener Luftfahrzeugwerft" mit der angeschlossenen "Turanischen Luftfahrzeug-Reederei". Ende der 20er Jahre zeigte sich, dass diese Kombination aus Flugzeugbauer und Fluggesellschaft gerade in der Krise nicht funktionierte. Und nun kommt der Staat ins Spiel: Der brachte die Flugzeugbauer dazu, sich von ihren Töchtern zu trennen und diese in eine staatliche Gesellschaft einzubringen. Im Gegenzug erhielten die Unternehmen eine Staatshilfe, um die Krise zu überstehen. Das Ergebnis war die AeroTur, die Staatsfluglinie im Besitz der damaligen sechs Bundesstaaten.

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  • Wir springen ans Ende der 1950er und den Beginn der 1960er Jahre. Wieder zeichnete sich eine Wirtschaftskrise ab. Diesmal besonders betroffen: Kleinturanien. Dort regierte zu dieser Zeit Dr. Norbert Hämmerer, ein gestandener Sozialdemokrat, der seine Partei in die politische Mitte geführt hatte. Sein schärfster Konkurrent waren die Liberaldemokraten der LDPK. Als nun die Krise langsam Gestalt annahm, kristallisierte sich eine weitere politische Kraft heraus: die Unabhängige Arbeiter-Partei UAP, eine in den 30er Jahren gegründete radikale Abspaltung der Sozialdemokraten. Sie vertrat einen sogenannten "völkischen Sozialismus", der eine weitgehende Verstaatlichung der Wirtschaft forderte und mit Klassen- sowie Völkerstereotypen Stimmung machte. Da gab es den bösen Kapitalisten, den raffgierigen Juden, den ausbeuterischen Albernier, den landraubenden Valorer.
    Als Begründer des "völkischen Sozialismus" gilt Olbricht Hinkel, ein radikaler linker Denker der späten 20er Jahre. Unter dem Eindruck der ersten Wirtschaftskrise hatte er sein Buch "Der völkische Kampf des Arbeiters" geschrieben. Es blieb zunächst ein Ladenhüter, und als sich wenige Jahre nach seinem Erscheinen die UAP darauf berief, hatte auch das keine Folgen. Sie blieb unter Führung ihres Gründungsvorsitzenden Schindelberger gut 20 Jahre lang eine kleine, unbedeutende Splitterpartei. Dies änderte sich erst, als die neue Wirtschaftskrise um sich griff – und als die erste Generation der UAP um Schindelberger durch "Arbeiterführer" Alwin Dominegk ersetzt wurde.

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  • hört fasziniert zu und wechselt dann leise in der Pause des Redners ihre Speicherkarte, da ein rotes blinken ihres Aufnahmegerätes signalisiert,dass das Ende naht.

    Mitglied der National Versammlung
    Wahlliste "Liste Föderal, Frieden & Freiheit"

  • Dominegk, Hafenarbeiter aus Freyhafen, galt vielen Menschen aus unteren Schichten, die tagtäglich hart malochen mussten und teilweise nur einen Hungerlohn dafür bekamen, als "einer von uns". Entsprechend konnte die UAP nach Beginn der Krise kräftig Punkte und Wählerstimmen sammeln. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung lagen die drei größten Parteien in Kleinturanien – Hämmerers Sozialdemokraten, Walther Laurentius' LDPK und Dominegks UAP – praktisch gleichauf. Die LDPK hatte bei der Wahl einen knappen Vorsprung erreicht und hätte eigentlich den Regierungschef stellen dürfen. Norbert Hämmerer aber hing an seinem Amt und ging daher, trotz größerer programmatischer Nähe zur LDPK, ein Bündnis mit der UAP ein: Dominegk verzichtete darauf, selbst Regierungschef zu werden und verlangte nur das Innen- und das Wirtschaftsressort für seine Partei.
    Kommentatoren sprechen heute vom "Sündenfall der Sozialdemokratie". Um sich an der Macht zu halten, schob man alle Bedenken hinsichtlich der UAP beiseite und nahm sie in die Regierung auf. In der Tat veränderte sich dadurch der politische Wettbewerb: Auf den Straßen kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Opposition und UAP-nahen "Arbeiterkampfgruppen" unter dem Kommando von Reinmar Schawanger, an den Universitäten prügelten sich linke Studenten des USB, des UAP-nahen "Unabhängigen Studentenbundes", mit konservativen Hochschülern des Kleinturanischen Studentenbundes oder der Studentenverbindungen.
    Parallel dazu trieb die UAP ihr Programm zur radikalen Umgestaltung der Wirtschaft voran. Die Arbeiterkampfgruppen wurden als Hilfspolizei eingesetzt und in Fabriken stationiert, um – wie es hieß – "den Kapitalisten auf die Finger zu schauen". Im kleinturanischen Parlament spielten sich teilweise chaotische Szenen ab. Regierungschef Hämmerer aber hielt trotz der Exzesse still. Dies änderte sich erst, als ein UAP-Anhänger - mutmaßlich mit Billigung oder Wissen Dominegks – Oppositionschef Laurentius niederschoss, der dabei schwer verletzt wurde.
    Hämmerer zeigte sich – glaubwürdig, wie ich meine – schockiert und kündigte die Koalition mit der UAP auf. Gegen Dominegk, Schawanger und weitere radikale Linke wurde wegen versuchten Mordes und "verfassungsfeindlichen Umsturzes" ein turanienweiter Haftbefehl ausgestellt. Der UAP-Chef floh in die Berge und verschanzte sich dort in einem Bauernhof, der einem Freund gehörte. Als die Polizei das Anwesen stürmen wollte, tötete sich Dominegk selbst. Schawanger wurde verhaftet und zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

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  • Ich setze meine Betrachtungen mit den Studentenunruhen der 70er und 80er Jahre fort. Sie waren gewissermaßen eine Folge der UAP-Episode: Die Studentenschaft wurde kritischer, politisch vielfältiger und wollte sich von "denen da oben" nichts mehr sagen lassen. Neben den klassischen Studentenverbindungen und Studentenbünde bildeten sich nun sogenannte "Studentische Basisgruppen". Diese distanzierten sich bewusst von all ihrer Konkurrenz, forderten die demokratische Selbstverwaltung der Studierenden, neue Lehrpläne, eine Abkehr von der als bedrückend empfundenen konservativen Hochschulstruktur.
    Teile der Basisgruppen definierten sich politisch, sie wollten Einfluss an ihrer Uni. Teile definierten sich aber auch als "unpolitische studentische Basisgruppen", die oft in Kommunen zusammenlebten. Für ihre Mitglieder standen Spaß und Lebensfreude im Vordergrund: Mädels, Zigaretten und Dosenbier, sozusagen. In den 80er Jahren entwickelten sich aus den "unpolitischen" Kommunen die anarchistische Bewegung. "Autonome Basisgruppen" entstanden, die längst weit über das studentische Milieu hinausgingen. Dieser Anarchismus stand im schrillen Gegensatz zum "Neuen Nationalgefühl", das ab den ausgehenden 70er Jahren für einen gesamtturanischen Nationalstaat warb. Professor Irwin Noldius in Turan und Karl Albrecht Nantheiser in Freyburg, der Bruder des bekannten Physikers Friedrich Nantheiser, gelten als dessen Begründer. Mehr dazu später.
    Zu Beginn der 2000er Jahre wurde die anarchistische Bewegung zunehmend militant und trat offener auf. Ende 2004 gründete sich im damals bereits vereinigten Turanien die "Anarchistische Pogo-Partei" APPT. Der ein oder andere wird sich vielleicht erinnern. Präsident Robin Schwarz musste sogar den Ausnahmezustand verhängen, um die öffentliche Ordnung wieder herzustellen. Das offen verfassungsfeindliche Parteiprogramm und die Verschwörung zum Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung führten schließlich 2005 zum Verbot der APPT und zur Verurteilung der Rädelsführer wegen Hochverrats.
    Im Jahr darauf trat der organisierte militante Anarchismus in Gestalt der "Antituranischen Aktion" ATAK erneut in Erscheinung. Die ATAK verübte am 26. März 2006 einen Sprengstoffanschlag auf das Parlamentsgebäude, just zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Ergebnisse der Parlamentswahl. Es gab mehrere Verletzte. Ein Bekennerschreiben rief "zur Vernichtung des aggressiven Regimes von Turan" auf. Die letzte öffentliche Äußerung der ATAK stammt vom März 2009. Seitdem ist Ruhe.
    Gibt es bis hierher Fragen?

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  • Kommen wir nun zum "Neuen Nationalgefühl", das wie gesagt ab den ausgehenden 1970er Jahren für ein politisch geeintes Turanien warb, für einen echten turanischen Nationalstaat. Seine Begründer sind Professor Irwin Noldius in Turan und Karl Albrecht Nantheiser in Freyburg. Nantheiser kenne ich persönlich aus meiner Studentenzeit. Ich habe in Freyburg an der Kaiser-Friedrich-Universität studiert, Geschichtswissenschaften zwar, aber ich habe dennoch auch Veranstaltungen aus dem Politik-Bereich besucht. Und da kam man damals an Nantheiser nicht vorbei. Nach dem Abschluss meines Studiums war ich für die Stiftung Neues Turanien tätig, die dem "Neuen Nationalgefühl" nahestand.
    Nun reden wir hier aber von einem sehr akademischen theoretischen Patriotismus. Politisch, also jenseits der Universitäten, in den Parlamenten, spielte diese Einigungsbewegung kaum eine Rolle. Dies änderte sich erst gegen Ende meines Studiums, ein Jahr, bevor ich Freyburg verließ: 1984. Und da kommt jetzt Dr. Argo Wiedegast ins Spiel, jener umstrittene nationalkonservativer Politiker aus Westturanien und – das ist das Entscheidende – Vizekanzler des Turanischen Bundes. Ist jemand von Ihnen bereits mit der Geschichte von Dr. Wiedegast vertraut?

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  • Dr. Wiedegast war wie gesagt Vizekanzler des Turanischen Bundes und als solcher eine Art Verwaltungschef des alten Staatenbundes. Seit 1980 war er im Amt. 1983 geriet er in einen Skandal, der bis heute nicht völlig aufgeklärt ist: Wiedegast soll für seine Christlich-Nationale Partei mittels eines schwionischen Nummernkontos Hunderttausende Tura an der Steuer vorbeigeschleust haben und zudem in den internationalen Waffenhandel verstrickt gewesen sein.
    Bis zuletzt bestritt er die Vorwürfe, musste aber Anfang 1984 zurücktreten. Am 4. Februar 1984 wurde er an einer kleinturanischen Landstraße tot aufgefunden, nachdem sein Auto gegen einen Baum gefahren war. Selbstmord wurde damals attestiert. Das ist aber umstritten: Auch ein Unfall oder Mord wären möglich.
    In unserer Veranstaltung spielt Wiedegast aber aufgrund einer anderen Sache eine wichtige Rolle: Er wollte nämlich den Turanischen Bund reformieren und zu einem echten Nationalstaat machen - ganz im Sinne des "Neuen Nationalgefühls". Im Detail sind die Reformpläne wegen Wiedegasts frühem Tod nie publik geworden.
    Bekannt ist allerdings, dass er das Parlament des Bundes zu einer echten direktgewählten Volksvertretung machen und die Bundeskompetenzen deutlich stärken wollte. Daraus wurde aber nichts - eine Mehrheit für solche Ideen gab es damals noch nicht. So entwickelte sich die Turanische Einheit auf ganz anderem Weg.

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  • Ahja ich entsinne mich dunkel das damals in der Zeitung gelesen zu haben.Alles sehr dubios bis heute.Ich denke das diese illegalen Machenschaften nie aufgelöst werden,es steht für einige sicher auch Heute noch zuviel auf dem Spiel.Ob heute die Mehrheit der Bevölkerung mehr Bundeskompetenzen zustimmen würde glaub ich nicht.

    Mitglied der National Versammlung
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  • Nun ja, die heutigen Föderationskompetenzen gehen ja weit über die damaligen Bundeskompetenzen hinaus.

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  • Da ist was dran.


    Lächelt zurück.


    Ich bleibe bei meinem weiteren Werdegang, weil der ja - bei aller Bescheidenheit - durchaus mit den Wegen zur Einheit unseres Landes in Verbindung steht. 1984 schloss ich wie gesagt mein Studium ab. Danach trat ich als Referent in die Dienste der Stiftung Neues Turanien, die dafür warb, das Neue Nationalgefühl politisch umzusetzen.
    Als die Forderung nach einem geeinten turanischen Nationalstaat in den 1990er Jahren gesellschaftlich immer mehr Akzeptanz fand, schlossen sich zahlreiche Befürworter - vor allem solche, die zuvor parteipolitisch neutral eingestellt waren - 1995 zur Nationalen Volkspartei NVP zusammen. Ich war eines ihrer Gründungsmitglieder.
    1997 wurde ich als Spitzenkandidat der NVP zum Ministerpräsidenten Großturaniens gewählt. Das Vorhaben, die damals fünf festlandturanischen Staaten zu einem Gesamtstaat zu vereinen, war damit erstmals Regierungsprogramm. Fünf Jahre später waren wir am Ziel: Die Föderation Turanischer Republiken, die "alte Föderation", wie wir heute sagen, wurde ausgerufen.
    Aber halt! Da fehlt doch etwas, werden manche von Ihnen vielleicht denken. Richtig! Es fehlt eine ganz entscheidende Episode, ohne die die Turanische Einheit 2002 bestimmt nicht gekommen wäre: der Fünftagekrieg. Wer erinnert sich daran?

    Sigurd Thorwald
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  • Ich weiß, dass es den Krieg gab. Aber ich war damals noch zu jung, um mich damit zu befassen.

    Jörn Saalfeld aus Turan


    Durchschnittlicher Turanier

    Stets im Dienst der Ausgestaltung